SUS 3-2023

Veredler sollten nachhaltiger arbeiten

Laut EU soll auch die Landwirtschaft nachhaltiger arbeiten. Wer das nachweist, erhält z. B. günstigere Kredite, sagt Prof. Enno Bahrs von der Uni Hohenheim.

Prof. Bahrs, warum müssen sich Sauen­halter und Mäster stärker mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen?

Das Ziel der europäischen Kommission ist mehr Nachhaltigkeit in allen EU-Wirtschaftssektoren. Das gilt somit auch für Veredler. Brüssel will dadurch die Sta­­bilisierung der Ökosysteme der Erde vorantreiben. Die physikalischen und biolo­gischen Belastungsgrenzen unseres Planeten sollen nicht mehr überschritten werden.

Nachhaltigkeit ist für viele Landwirte schwer zu greifen. Was steckt genau dahinter?

Nachhaltigkeit bedeutet gemäß einer Konvention der Vereinten Nationen, den Bedürfnissen der heutigen Generation zu entsprechen, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.

Letztlich sollen in einem Gleichklang die ökologischen, ökonomischen und sozialen Ziele simultan maximiert werden. Ein Beispiel: Bei einer Maximierung des ökonomischen Ertrags sollen gleichzeitig die dafür benötigten Rohstoffe erhalten bleiben. Unter anderem durch eine verbesserte Kreislaufwirtschaft. Gleichzeitiges Ziel ist die Gesunderhaltung der Öko­systeme sowie der Schutz der Sozial- und Kultursysteme.

Wird es dafür einen neuen ­Rechts­rahmen geben?

Ja, die EU wird das Ziel im Rahmen des sogenannten Green Deals aufgreifen. Derzeit entwickelt die Kommission mit der „EU-Taxonomie-Verordnung“ ein Regelwerk, um private Investitionen stärker in nachhaltigere Wirtschaftsaktivitäten zu lenken.

Wer nachweisen kann, nachhaltig zu wirtschaften, wird zukünftig bei Banken und Versicherungen günstigere Kreditkonditionen bekommen.

Gilt das nur für größere Betriebe?

Das lässt sich nicht eindeutig sagen. Sehr große bzw. börsennotierte Unternehmen bzw. Konzerne wie zum Beispiel Lebensmittelhändler oder Betriebe aus der Fleischindustrie müssen künftig in Nachhaltigkeitsberichten offenlegen, inwieweit sie ihr Handeln nach den Kriterien der europäischen Taxonomie-Verordnung ausrichten.

Dadurch erkennen Investoren sofort, wie nach­haltig ein Unternehmen agiert, in das sie Kapital investieren wollen. Die Firmen werden also bestrebt sein, besonders nachhaltig zu sein und erwarten das auch von ihren Lieferanten.

Damit sitzen auch die landwirtschaftlichen Veredelungsbetriebe mit im Taxonomie-Boot. Insbesondere die, die an die großen Verarbeiter bzw. den Einzelhandel liefern.

Wo sehen Sie die größten Heraus­­forderungen für die Schweinehalter?

Die EU möchte die ökologische Säule der Nachhaltigkeit zukünftig an sechs Um­­weltziele knüpfen. Deren Umsetzung soll durch die Einhaltung konkreter technischer Anforderungen im Rahmen der EU-Taxonomie gewährleistet werden. Die technischen Anforderungen eines Umweltziels dürfen dabei aber nicht dazu führen, dass damit die anderen Umweltziele negativ beeinträchtigt werden.

Zu den sechs...