Agrarwirtschaft und Handel richten Koordinationsstelle ein

Unter anderem soll ein gemeinsamer Lebensmittelkodex vereinbart werden.

Um die Zusammenarbeit in der Lebensmittelkette auf eine neue Ebene zu heben, haben sich der Deutsche Bauernverband (DBV), der Handelsverband Deutschland (HDE) und der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) auf die Einrichtung einer „Zentrale Koordination Handel Landwirtschaft“ verständigt. Diese Koordinationszentrale soll künftig über eine Ombudsstelle helfen, Konflikte gemeinsam zu erörtern und auf neutraler Ebene zu lösen. Zu Beginn stehen Frischeartikel im Lebensmittelhandel im Fokus; perspektivisch sollen aber weitere Bereiche hinzukommen. Die Präsidenten der drei führenden Wirtschaftsverbände der Landwirtschaft und des Handels bilden den Vorstand. Als Leiter der Koordinationszentrale ist der langjährige QS-Geschäftsführer Dr. Hermann-Josef Nienhoff vorgesehen.

Die Verbände verpflichten sich in der heute vorgestellten Vereinbarung, bei auftretenden Konfliktthemen bestehende wirtschaftsgetragene Standards wie das Prüfsystem der QS Qualität und Sicherheit GmbH, QM-Milch, die Initiative Tierwohl (ITW) und andere hinzuzuziehen. Standards sollen „diskriminierungsfrei“ entwickelt und umgesetzt werden. Eine mögliche weitere Standardsetzung soll aus der abgestimmten Priorisierung aktueller und zukünftig erwartbarer Brennpunkte und Konflikte abgeleitet werden.

Darüber hinaus vereinbarten die Marktpartner die Entwicklung eines gemeinsamen Lebensmittelkodex, der die Voraussetzungen für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit in der Lieferkette definiert. Dieser soll verbindliche Verhaltensregeln sowie klare Prozesse zur Streitbeilegung festlegen. Laut der Vereinbarung ist der Kodex freiwillig und wird nur für die Marktbeteiligten verbindlich, die sich diesem Kodex anschließen.

Angesichts zunehmender Markt- und Preisvolatilitäten und daraus resultierender Konflikte erklären Handel und Landwirtschaft die Optimierung der Lieferkette als primäres Ziel. Gemeinsam erreichte Effizienzgewinne und höhere Wertschöpfung sollen allen Teilnehmern der Kette, insbesondere den Landwirten, zugutekommen. „Unsere landwirtschaftlichen Betriebe benötigen dringend eine Perspektive für bessere Marktbedingungen und für eine angemessene Honorierung von hohen Standards bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen“, erklärte dazu DBV-Präsident Joachim Rukwied.

Laut DRV-Präsident Franz-Josef Holzenkamp können die von den Landwirten getragenen genossenschaftlichen Unternehmen in ihrer Eigenschaft als Verarbeiter und Vermarkter den Wettbewerbsdruck ohne besser abgestimmte Standards in der Lieferkette nicht allein ausgleichen. Holzenkamp setzt darauf, dass die Koordinationszentrale die Interessen der Marktbeteiligten über alle Stufen der Lieferkette hinweg angemessen berücksichtigen wird. HDE-Präsident Josef Sanktjohanser zeigte sich überzeugt, dass die von den Wirtschaftsverbänden unterzeichnete Vereinbarung einen Neuanfang nach den immer wieder auftretenden Eskalationen zwischen Landwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel kennzeichnet. AgE