BDL kritisiert Kartellamt wegen Real-Übernahme

Der Handelsriese Edeka wird durch die genehmigte Übernahme noch mehr Marktmacht erhalten.

Als „unfassbar inkonsequent“ hat der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) die Entscheidung des Bundeskartellamts kritisiert, Edeka die Übernahme von insgesamt 51 Real-Filialen zu erlauben. Diese Übernahmeentscheidung passe nicht zu dem politischen Willen, die Verhandlungsposition der Landwirte gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel zu stärken, erklärte der BDL am vergangenen Donnerstag in einer Reaktion auf die tags zuvor gefallene Entscheidung des Bundeskartellamts. Edeka könne nun die Preisschraube weiter anziehen, den Preisdruck auf die Lieferanten erhöhen und Bedingungen diktieren. Daran änderten auch die Auflagen des Kartellamts nur wenig. Die Entscheidung dürfte nach den Worten des stellvertretenden BDL-Vorsitzenden Stefan Schmidt zu noch größerer Unfairness bei den Preisen führen. „Da braucht man sich auch nicht über Tierwohl und Umweltauflagen streiten, wenn dem Handel eine so große Marktmacht gewährt wird und die Verkaufspreise für die Landwirtinnen und Landwirte in den Boden sinken“, so Schmidt. Dieser Preisdruck mache besonders den gesellschaftlich gewollten, kleineren Betrieben das Überleben schwer. Außerdem müssten Höfe sowohl mit konventioneller als auch biologischer Produktionsweise auf Wachstum setzen. Der stellvertretende BDL-Vorsitzende forderte klare Gesetze, die eine weitere Verdichtung der Marktmacht auf wenige verhindern. „Wir brauchen endlich verbindliche Regelungen, die zu konsequentem Handeln des Kartellamts führen“, betonte Schmidt. Zugleich müsse die Macht der Handelsunternehmen im Blick behalten und dafür gesorgt werden, dass der Konkurrenzkampf der Handelsriesen nicht auf dem Rücken der Erzeuger, Produzenten und letztlich der gesamten Gesellschaft ausgetragen werde.

Das Bundeskartellamt hat das Vorhaben von Edeka, bis zu 72 Real-Standorte von der SCP Retail S.àr.l. zu übernehmen, zum größeren Teil freigegeben. Aufgrund von wettbewerblichen Bedenken dürfen landesweit 21 Standorte nicht übernommen werden. Bei sechs weiteren Standorten müssen Teilflächen an Wettbewerber abgegeben beziehungsweise andere Edeka-Filialen geschlossen werden. Diese Auflagen hätten die bedingte Freigabe des Vorhabens möglich gemacht, erläuterte der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt. Zugleich räumte er ein, dass die Edeka-Gruppe durch die Übernahme „ihre starke Marktposition beim Einkauf von Lebensmitteln weiter ausbaut“. Laut Zahlen des Bundeskartellamts kommt Edeka zusammen mit Rewe, Aldi und der Schwarz-Gruppe mit dem Discounter Lidl auf einen Anteil von 85 % am Absatz von Lebensmitteln in Deutschland. Der Beschaffungsanteil von Real habe bei unter 5 % gelegen. Bereits Ende des vorigen Jahres hatte das Bundeskartellamt den Erwerb von bis zu 92 Real-Standorten durch die zur Schwarz-Gruppe gehörende Kaufland von der SCP Retail S.àr.l. unter Bedingungen freigegeben. Gleichzeitig erlaubte das Amt die Übernahme von weiteren bis zu 24 Real-Standorten durch die Globus-Gruppe. AgE