BMEL stellt eigene Haltungskennzeichnung vor

Die Einordnung der Haltungsstufen soll dem Beispiel der Eiererzeugung folgen.

Die Einführung einer Tierhaltungskennzeichnung hatten sich die Regierungsparteien SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP in den Koalitionsvertrag geschrieben. Nun hat das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) in der vergangenen Woche landwirtschaftlichen Verbänden einen ersten Entwurf dazu vorgestellt. Dieser hebt sich deutlich von dem bisher im Rahmen der Borchert-Kommission entwickelten Konzept ab. So will man sich im Kern an das Kennzeichnungsmodell aus der Eiererzeugung orientieren. Geplant ist demnach folgende Einstufung:

0 = Bio

1 = Auslauf

2 = Außenklima

3 = Stall

Die Premiumstufe würde in diesem System die Stufe 0 darstellen, die allein dem Biofleisch vorbehalten wäre. In den Stufen 1 und 2 könnte sich die konventionelle Erzeugung einordnen, sofern den Tieren Auslauf bzw. ein Außenklimareiz angeboten wird. Werden die Tiere rein nach dem gesetzlichen Mindeststandard oder in Tierwohlprogrammen gehalten, die nicht mindestens einen Außenklimareiz vorschreiben, erfolgt eine Einordnung in Stufe 3.

Abseits der staatlichen Haltungskennzeichnung sollen aber Erzeugerverbände oder der Handel eigene Kennzeichnungen ausflaggen dürfen. Damit könnten die Akteure des Lebensmitteleinzelhandels die aktuell bereits laufende „Haltungsform“-Kennzeichnung fortführen.

Geplant ist, dass die staatliche Kennzeichnung zunächst nur für Schweinefleisch kommt und sich auch vorerst auf das Frischfleischsegment bzw. verpackte Ware im LEH konzentriert. Die Einbeziehung für Verarbeitungs- und Wurstware soll zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Von Verbänden positiv aufgenommen wurde der Ansatz, dass auch Handelsunternehmen und die Gastronomie zur Kennzeichnung verpflichtet werden soll. Entgegen den Entwürfen der Borchert-Kommission wird in punkto Erzeugung vorerst nur die Mast berücksichtigt, während die Ferkelerzeugung bzw. die Produktionsstufen Transport und Schlachtung außen vor bleiben.

Unklarheit herrscht noch bei der Finanzierung der Einführung und der Umstellungskosten. Agrarminister Cem Özdemir erklärte, dass man hier aktuell wohl intensiv über eine Tierhaltungsabgabe diskutiert.


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