Ernährungsverhalten: Vorübergehender Fleischverzicht hallt nach
Einer Studie zufolge essen Menschen, die vorübergehend auf Fleisch verzichtet haben, auch danach weniger Fleisch.
Der Fleischverzehr sinkt seit Jahren kontinuierlich. Eine von Kulinaria Deutschland e. V., einer Organisation die die Interessen von rund 130 mittelständischen Unternehmen der Lebensmittelindustrie vertritt, beim rheingold-Institut in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass nur sehr wenige Verbraucher nach einer Phase mit weniger oder keinem Fleischverzehr zurück zum vorherigen Fleischkonsum kehren. Der gesellschaftliche Meinungs- und Haltungswandel in Richtung Fleischverzicht sei nicht mehr umkehrbar, auch wenn die tatsächliche Umsetzung manchmal noch etwas hinterherhinkt, heißt es in der Studie.
Nach der Entscheidung sich vegan oder vegetarisch zu ernähren, zeigten sich laut Studie vier Entwicklungsphasen der Ernährungsumstellung:
- Zum Einstieg werden oft fleischnahe Produkte ausgesucht, die sich an den bisherigen Ernährungsgewohnheiten orientieren (z.B. vegetarische Bolognese).
- Im zweiten Schritt findet eine Öffnung gegenüber Produkt-Neuentdeckungen statt.
- „Fordernde Komplexität“ zwischen den alten und neuen Essgewohnheiten zeigt sich im dritten Entwicklungsschritt. Konsumenten lavieren hier zwischen Suche, Orientierungslosigkeit und Ambivalenz hin und her. Erst nach und nach werden Fleisch-Ersatzprodukte unwichtiger.
- Der letzte Entwicklungsschritt ist die „Neue Entschiedenheit“. Es entwickeln sich neue Gewohnheiten, Lieblingsgerichte und -produkte. Bei vielen entschiedenen Veganern/Vegetariern stellt sich nach längerer Zeit ein Fleisch-Ekel ein.
Tier- und Klimaschutz oft Gründe für Fleischverzicht
Die Gründe für eine vegane oder vegetarische Ernährung sind laut Kulinaria vielfältig: Angefangen von einer bewussteren Ernährung über Tier- oder Klimaschutz, religiöse Gründe, hohe Fleischkosten, Gesundheitsaspekte bis hin zu geschmacklicher Abneigung gegenüber Fleisch gibt es bei vielen Menschen völlig unterschiedliche Motivationen, kein Fleisch mehr zu essen. Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie ist, dass es einen großen sozialen Druck zum Fleischverzicht gibt.
Die Studienmacher betonen zudem, dass es vier Typen von Menschen gibt, die sich gegen den Fleischkonsum entscheiden.
- Typ Selbst-Erhaltung: Meist sind dies ältere Konsumenten mit gesundheitlichen Einbrüchen, z.B. hohe Cholesterinwerte oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und konservativen Ernährungsgewohnheiten.
- Typ Selbst-Optimierung: Über alle Altersgruppen hinweg isst diese Gruppe eher funktional, und Selbstoptimierung geht über Genuss. Das Ziel ist Fitness, Schlankheit und ewige Jugend. Sehr fokussiert und diszipliniert werden Lebensmittel auf Nährwerte und gesunde Inhalte geprüft.
- Typ Welt-Erhaltung: Die meist jüngeren Konsumenten und bevorzugt Frauen haben ethische Gründe und Ideale als Ursache für die gewählte fleischlose Ernährung: Klimaschutz, Tierschutz, Umweltschutz und Fairness sind hier die Treiber. Die Gruppe möchte „das Richtige tun“ und „auf der guten Seite sein“.
- Typ Welt-Entdeckung: Welt-Entdecker genießen es zu essen. Die Qualität des Essens steht im Vordergrund. Es gibt eine ausgeprägte Entdecker- und Probierlust. Essen ist hier eine sinnliche Erfahrung und der Einkauf Teil des Lustgewinns.