EU-Preise: Deutschland prescht vor

Mit einem Plus 65 Cent in fünf Wochen wurde Preisführer Spanien eingeholt.

Getrieben von explodierenden Kosten für Rohstoffe und Energie sowie einem sich verknappenden Lebendangebot legen die Schlachtschweinenotierungen in ganz Europa teils massiv zu. Bestes Beispiel hierfür ist die deutsche Leitnotierung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG), die gestern (16.3.) nochmals um 10 Cent auf nun 1,85 €/kg Schlachtgewicht (SG) anstieg. In nur fünf Wochen hat die Notierung damit um 65 Cent bzw. 54 % zugelegt. Preissprünge von 18 oder 25 Cent in nur einer Woche hatte es seit der Einführung der Euro-Währung in Deutschland nicht gegeben.

Im Windschatten des deutschen Leitpreises zogen auch die Preise in anderen EU-Ländern an. In Spanien, Italien und Frankreich ist festgelegt, dass die Notierungen pro Woche nur um maximal 5 bzw. 6 Cent zurückgehen oder steigen dürfen, wodurch die Preissprünge hier deutlich weniger dynamisch ausfielen. In der Folge hat Deutschland den ewigen EU-Preisführer Spanien in den vergangenen Wochen eingeholt. Laut dem EU-Schweinepreisvergleich der ISN liegt der korrigierte Erzeugerpreis bei den Südeuropäern auf einem Niveau von 1,71 €/kg SG und damit nur 1 Cent über dem deutschen Vergleichspreis.

Dieses Level haben auch die Niederländer in Rekordzeitzeit erreicht, weil hier ähnlich wie im Nachbarland keine Notierungslimits greifen. Dänemark dagegen hat unter den nennenswerten EU-Schweineproduzenten mit am wenigsten von der Marktwende profitiert. Hier stieg der Erzeugerpreis nur in kleinen Etappen und mit korrigierten 1,35 € hat man den Anschluss zu Deutschland, Spanien und Co. verloren. Zurückzuführen ist dies auf das Marktgebären des dortigen Marktführers Danish Crown, der weiterhin von einem EU-weiten Überangebot an Schlachtschweinen spricht.

Zumindest hierzulande ist das Lebendangebot deutlich zurückgegangen und reicht dem Vernehmen nach nicht aus, um den Bedarf der roten Seite zu decken. Hier ist allerdings auch zu hören, dass sich zwar ein Großteil des massiven Anstiegs der Erzeugerpreise auch in höhere Teilstückpreise ummünzen ließ. Gerade im EU-Binnenmarkt würde sich aber jetzt verstärkt Widerstand gegen weitere, deutliche Preissprünge regen würde. Dies trifft auch auf die hiesigen Wursthersteller zu, die mit sehr viel teureren Ankaufspreisen für Schweinefleisch konfrontiert werden, während auf der anderen Seite längerfristige Kontrakte den Verkaufspreis ihrer Waren deckeln.


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