Borchert-Pläne: Kosten unterschätzt?

Fachleute hinterfragen die Folgenabschätzung des Thünen-Institutes zu den Borchert-Plänen.

Am Montag wurde die Studie des Thünen-Institutes zu den Folgen eines Umbaus der deutschen Nutztierhaltung im Sinne der Borchert-Pläne vorgestellt. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Borchert-Pläne den in den nächsten Jahren zu erwartenden Strukturwandel in der deutschen Schweinehaltung abmildern können. Denn die Borchert-Pläne sehen vor, dass ein Großteil der Mehrkosten für die Anhebung des Tierwohls auf der Erzeugerstufe durch Ausgleichsmaßnahmen abgefangen werden soll. Das Institut beziffert die Mehrkosten in der Mast bei einer günstigen Umbauvariante für die Haltungsstufe 1 des staatlichen Tierwohlkennzeichens auf 14 € und bei einer teuren Umbauvariante auf 22 € pro Mastschwein. In der Sauenhaltung bekommen die Experten auf Mehrkosten zwischen 13 und knapp 19 € je erzeugtem Ferkel in der Haltungsstufe 1. In den höheren Haltungsstufen 2 und 3 fallen die Mehrkosten für die Mäster und Ferkelerzeuger entsprechend nochmals höher aus.
Die ISN-Interessengemeinschaft kritisiert den vom Thünen-Institut benannten Kostenrahmen und spricht von einer systematischen Kostenunterschätzung. Hintergrund ist laut ISN, dass die Thünen-Experten bei ihrer Kalkulation nur die Tierwohl-Kriterien berücksichtigt haben, die durch einen Referentenentwurf zur Tierwohlkennzeichnungsverordnung im vergangenen Jahr bereits bekannt waren. Wichtige Kriterien, die in der laufenden Diskussion hinzukamen, fehlen laut ISN-Einschätzung. Betroffen ist von dieser Kostenunterschätzung insbesondere die Ferkelerzeugung, so die Interessengemeinschaft. Dies bezieht sich z.B. auf die höheren Platzvorgaben für Sauen und Ferkel. Auch die bei der Ermittlung der zusätzlichen Arbeitskosten angesetzten Stundensätze von 21 € sind laut ISN zu niedrig.
Gleichwohl mahnt die ISN, die Pläne der Kompetenznetzwerkes um den ehemaligen Landwirtschaftsminister Jochen Borchert nun zügig weiter zu entwickeln. Ziel muss es sein, den Schweinehaltern endlich wieder Planungssicherheit zu geben.


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