Die aktuelle Marktkrise macht auf schmerzhafte Weise deutlich, welchen enormen Einfluss die internationalen Schweinefleischmärkte auf die hiesigen Erzeugerpreise haben. Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest hat zu einem signifikanten Rückgang des Drittlandexports geführt. Dafür hat der europäische Binnenmarkt als Absatzkanal für deutsches Schweinefleisch an Bedeutung gewonnen.
17 Länder im Vergleich
Letztlich ist es egal, wo die Ware angeboten wird. Sie muss preislich wettbewerbsfähig sein. Und losgelöst von den Margenerwartungen der einzelnen Marktbeteiligten startet das Kostenkarussell beim landwirtschaftlichen Erzeuger. Doch wo positionieren sich die deutschen Schweinehalter mit ihren Produktionskosten im Vergleich zu ihren Branchenkollegen in anderen Ländern mit nennenswerter Schweineproduktion? Jedes Jahr wird von der Universität Wageningen im Zuge des internationalen Projektes InterPig ein länderübergreifender Produktionskostenvergleich erstellt. Insgesamt 17 Länder nehmen an dem Projekt teil. Darunter mit den USA, Spanien, Dänemark, Niederlande und Deutschland die bedeutendsten Protagonisten des globalen Schweinefleischhandels.
USA: Niedrige Futterkosten
Beim Blick auf die Zahlen in der Übersicht fällt sofort auf, dass die Kostenspanne zwischen den Ländern enorm ist. Während die US-amerikanischen Schweinehalter im letzten Jahr umgerechnet 1,06 € für 1 kg Schlachtgewicht (SG) aufwendeten, verzeichneten die deutschen Betriebe in unserem Ranking mit 1,59 €/kg SG die höchsten Kosten.Hier ist zu berücksichtigen, dass Länder wie die USA oder Brasilien im internationalen Vergleich immer eine verhältnismäßig günstige Kostenstruktur vorweisen, weil sie beim gewichtigen Produktionsfaktor Futter entscheidende Vorteile genießen. Denn während die europäischen Mitbewerber wichtige Eiweißträger importieren müssen, erstrecken sich vor den Toren der nord- und südamerikanischen Farmen riesige Sojabohnenfelder. Dieser Umstand kann nur in Teilen durch eine bessere Futtereffizienz und höhere biologische Leistungen sowie Schlachtkörperqualitäten in den europäischen Ländern ausgeglichen werden.
Umwelt- und Tierwohlkosten
Neben einem höheren Lohnniveau für das Stallpersonal schlagen den EU-Erzeugern die höheren Umweltschutzstandards ins Kontor. So sind in Dänemark, Niederlande und Deutschland viele Ställe mit Luftwäschern ausgestattet, die nicht nur den Stallbau verteuern, sondern auch im laufenden Betrieb Kosten verursachen. Hinzu kommt der Aufwand für die überbetriebliche Gülleverwertung. Im viehdichten Süden der Niederlande werden z. B. über 20 € je m³ Gülle gezahlt.Ein Faktor, der auch das Kostengefälle innerhalb der EU mitverantwortet, sind die unterschiedlichen Tierschutzstandards. Insbesondere Deutschland geht hier voran und hat durch die jüngste Novellierung der Tierschutznutztierhaltungsverordnung neue Tierwohlmaßstäbe in der Staatengemeinschaft gesetzt. Diese werden bereits im laufenden Jahr dafür sorgen, dass die Kosten in der deutschen Schweinehaltung weiter steigen. Schon jetzt weist das Land mit 1,59 €/kg SG die höchsten Produktionskosten der bedeutendsten EU-Schweinehalter auf. Erst dahinter folgen die Niederländer mit 1,56 €, die Spanier mit 1,44 € und die Dänen mit 1,38 €.
Fazit
- Im Projekt InterPig wird jährlich ein internationaler Produktionskostenvergleich erstellt.
- Die Nord- und Südamerikaner schneiden hier dank niedriger Futterpreise und Lohnkosten sehr gut ab.
- In der EU sorgen hohe Umwelt- und Tierschutzstandards für verhältnismäßig hohe Kosten.
- Deutschland weist mit 1,59 €/kg SG die höchsten Kosten unter den großen EU-Schweineproduzenten aus.