Hessen: Bauernverband sieht Vermarkter und Politik in der Pflicht

Angesichts der aktuellen Schweinekrise fordert der Verband ein klares Bekenntnis zu 5xD.

Der Hessische Bauernverband (HBV) sieht in der aktuellen Krise am Schweinemarkt sowohl die Marktpartner und als auch die Politik gefordert. Vom Lebensmitteleinzelhandel erwartet der Verband ein klares Bekenntnis zur heimischen Landwirtschaft nach dem 5D-Modell durch eine entsprechende Einkaufs- und Preispolitik. Gleiches gelte für Schlachtbetriebe, Verarbeitungsunternehmen, den Großhandel, Großverbraucher und die Gastronomie, so der HBV-Verbandsrat gestern in einer Videokonferenz. Höhere Qualitäts- und Erzeugungsstandards müssten verlässlich und in vollem Umfang bezahlt werden. Des Weiteren komme es darauf an, Margengerechtigkeit herzustellen.

Die Marktpartner werden aufgefordert, langfristige und verlässliche Verträge mit angemessenen Basispreisen und Abnahmegarantien mit Erzeugern abzuschließen. Auf der Grundlage eines fairen Umgangs innerhalb der Lieferkette sollten tragfähige Vermarktungskonzepte, Preismodelle und Marketingstrategien gemeinsam entwickelt werden. An die Politik appelliert der Landesbauernverband, die Empfehlungen des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung schnell und vollständig umzusetzen. Dazu gehöre vor allem eine verlässliche Finanzierung, wie sie die Borchert-Kommission vorgeschlagen habe.

Darüber hinaus hält der HBV die Einführung einer verbindlichen Herkunfts- und Haltungskennzeichnung für unerlässlich. Der Handel müsse diese konsequent umsetzen, und zwar nicht nur für Frischfleisch, sondern für alle Fleischwaren. Außerdem müssten jetzt endlich notwendige Änderungen im Bau- und Genehmigungsrecht zum Bau von „Tierwohl-Ställen“ in Angriff genommen werden.

„Unsere Schweinehalter leiden seit fast zwei Jahren unter ruinösen Erzeugerpreisen und schreiben tiefrote Zahlen. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand und wissen nicht, wie es weitergehen soll“, heißt es in einem Forderungspapier, das vom HBV vorgelegt wurde. Verbandspräsident Karsten Schmal wies darauf hin, dass im vergangenen Jahr die Zahl der in Hessen gehaltenen Schweine im Vergleich zu 2020 um 13,8 % gesunken sei, und bei den Sauen habe es sogar ein Minus von 14,7 % gegeben. Dieser erdrutschartige Rückgang sei sehr besorgniserregend. „Unsere Betriebe brauchen vor allem Planungssicherheit und Zukunftsperspektiven“, so der Verbandspräsident.

Laut Schmal kommen nur rund 30 % des in Hessen verzehrten Schweinefleischs aus heimischer Erzeugung. Angesichts dieser dramatischen Entwicklung stelle sich die Frage, wie die von vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern gewünschte regionale Versorgung mit Schweinefleisch in Hessen sichergestellt werden könne. AgE


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