SUS 6/2021

ISN: Ohne Fleischexport geht es nicht!

Aufgrund der Verzehrsgewohnheiten müssen wir Fleisch ausführen, betont Dr. Torsten Staack von der ISN.

Landwirte kritisieren teils die starke Ausrichtung auf Fleischexporte. Können Sie dem folgen?

Einerseits ja, denn die Exportsperren treffen uns hart. Doch rechnerisch hatte Deutschland 2020 einen Selbstversorgungsgrad von „nur“ 125 % beim Schweinefleisch. Dabei decken wir bei Edelteilen nicht einmal den Eigenbedarf ab. Auch ist der Export der Nebenprodukte wichtig, um möglichst den ge­­samten Schlachtkörper ins Geld zu bekommen.

Ein reduzierter Selbst­versorgungsgrad löst die Probleme also nicht?

Richtig, selbst bei 50 % Selbstversorgung müssten wir Teilstücke exportieren. Derzeit fehlen rund 50 € Erlös am Tier, weil durch Corona und die ASP Exportmärkte weggebrochen sind. Auch würden bei einer reduzierten Eigenversorgung sofort andere Länder die Lücke füllen.

Ist unser Fleisch weltweit nicht mehr gefragt?

Doch! Das Hauptproblem ist Corona. In der Folge flossen global stoßweise riesige Fleischmengen auf den Markt. Die ASP in Deutschland kam dazu. So gab es einen formalen Sperrungsgrund. In Wahrheit geht es um handelspolitische Gründe. Das macht es so schwer, die Absatzventile schnell wieder zu öffnen.

Wo bleiben die weniger wertvollen Teilstücke?

Diese gingen zuvor fast zur Hälfte nach China. Mittlerweile werden mehr Nebenprodukte in andere EU-Länder sowie nach Vietnam und Afrika geliefert. Dennoch war die Ausfuhr von Schlachtnebenprodukten von Januar bis August 2021 knapp 19 % geringer als im Vorjahreszeitraum. Deshalb müssen einige Teile energetisch verwertet oder entsorgt werden.

Können Nachhaltigkeit und Tierwohl das Kauf­interesse beflügeln?

Teilweise. So konnten sich die dänischen Ex­­porteure durch Tierwohlvorgaben, die den britischen Erwartungen entsprachen, an diesem Markt etablieren. Meist funktioniert das aber nur innerhalb von Europa.