Markt: Heftige Kritik an Hauspreisen

Die ISN bezeichnet die Hauspreise der Schlachter als Unding.

Die jüngste Anhebung der Leitnotierung für Schlachtschweine in Deutschland ist umstritten und wird nicht von allen Schlachtunternehmen mitgetragen. Am vergangenen Mittwoch hatte die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch ihren Leitpreis um 3 Cent auf 1,57 €/kg Schlachtgewicht (SG) heraufgesetzt. Nach ihren Angaben hat die „schöne Witterung“ am deutschen Schlachtschweinemarkt zusätzliche Nachfrageimpulse ausgelöst, wobei das Angebot nicht zu umfangreich ausfällt. Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschland (ISN) wies darauf hin, dass im Durchschnitt der vergangenen fünf Wochen die Zahl der wöchentlichen Schweineschlachtungen nur bei 825.000 Tieren gelegen habe. Das seien 7 % weniger gewesen als im Vergleichszeitraum von 2019 und auch weniger als vergangenes Jahr, als es coronabedingt Kapazitätsausfälle bei Westfleisch gegeben habe. Dass die drei größten Schlachtunternehmen - trotz geringem Angebot bei anziehender Fleischnachfrage durch Grillwetter und Corona-Lockerungen - nun freie Schweine mit unveränderten Hauspreisen abrechnen wollten, sei „ein Unding“.

Der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Wirtschafts-GmbH (ISW), Matthias Quaing, vermutet, dass die Erzeuger mit den Hauspreisen verunsichert werden sollen, um „den zu erwartenden Preissteigerungen vorsorglich den Wind aus den Segeln zu nehmen“. Zudem werde damit ein weiteres Druckmittel aufgebaut, um noch nicht gebundene freie Schweine in feste Lieferverträge zu drängen. „Denn genau die werden mit den Hauspreisen getroffen und nicht die Schweine, deren Abrechnungsbasis im Rahmen der Lieferverträge der VEZG-Preis ist“, erläuterte Quaing. Die Schlachthofseite verwies hingegen darauf, dass im Fleischverkauf die Preise nur sehr schwer anzuheben seien, da es meist genügend Ware für den Bedarf gebe. Die Margen würden nicht passen, und das gesamte Nachfrageniveau erreiche durch die immer noch bestehenden Corona-Restriktionen und dem weitgehend fehlenden Drittlandsabsatz wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) noch nicht das erforderliche Niveau für den benötigten Preisanstieg.


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