Markt: Notierung hält Druck nicht stand

Die Leitnotierung ist um 15 Cent eingebrochen.

Am deutschen Schweinemarkt hat sich die Stimmung in den vergangenen Tagen weiter verschlechtert und die VEZG musste die Notierung gestern um 15 Cent auf 1,80 €/Idx herabsetzen. Nachdem die Vereinigung dem zunehmenden Druck von Seiten der Schlachter in der vergangenen Woche noch widerstehen konnte, war dieser herbe Einschnitt nach Einschätzung mehrerer Marktanalysten nicht mehr zu verhindern.

Dafür verantwortlich ist nicht das Lebendangebot, welches sich zuletzt zwar etwas aufstaute, aber weiter merklich unter Vorjahresniveau liegt. Probleme bereitet viel mehr der Fleischmarkt. Dieser kam auch durch die Feiertage nicht richtig in Schwung und die rote Seite hatte zunehmend Schwierigkeiten, die Preise im Verkauf weiterzugeben. In Kombination mit der Personalknappheit, die nach wie vor auf einigen Schlachthöfen herrscht, drosselten die Schlachter ihren Durchsatz.

In seiner Wirkung nicht zu unterschätzen war auch das Gefälle im Preisgefüge der großen EU-Schweineproduzenten. Die deutschen Schlachter kommunizierten an mehreren Stellen, dass man mit dem vergleichsweise hohen Erzeugerpreisniveau im EU-Binnenmarkt an Wettbewerbsfähigkeit einbüßt. Aus dieser Not machten dann auch wohl einige große Schlachter eine Tugend und griffen gerne auf ausländische Schweine, statt auf nicht vertragsgebundene Lieferpartien aus deutschen Ställen zurück. So berichtet die niederländische Fachzeitschrift boerderij, dass im bisherigen Jahresverlauf durchschnittlich knapp 10.000 niederländische Schweine pro Woche nach Deutschland exportiert wurden. Nach Bekunden mehrerer Handelsunternehmen dürften es in der letzten Woche viermal so viele gewesen sein. Mit einem niederländischen Basispreis von 1,75 € und einer Spanne von 20 Cent zur alten VEZG-Notierung für alle Beteiligten ein lohnenswertes Geschäft.

Derweil wird auch aus anderen EU-Ländern ein schwaches Fleischgeschäft gemeldet. Daher wird die Rücknahme der deutschen Leitnotierung nicht ohne Folgen für die ausländische Notierungen bleiben und speziell in Österreich, den Niederlanden und Belgien werden deutliche Notierungsabschläge erwartet. In Frankreich und Spanien werden dagegen eher stabile Notierungen erwartet, weil hier die angebotenen Schlachtschweine trotz eines ruhigen Fleischmarktes durchaus umworben werden.


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