Peking will Schweinepreise ausbremsen

Die chinesische Regierung fürchtet, dass die hohen Preise den Schweinemarkt destabilisieren.

Angesichts des immer weiter steigenden Schlachtschweinepreises hat Chinas Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) die großen Schweineproduzenten jetzt aufgefordert, mehr Tiere zu verkaufen. Wie die NDRC in der vergangenen Woche mitteilte, seien entsprechende Gespräche geführt und die Koordination verstärkt worden. Die Großbetriebe wurden angehalten, Mastschweine nicht zurückzuhalten. Und die Schlachtunternehmen sollen einem normalen Schlachtrhythmus folgen, um Preisstabilität und ein reibungsloses Funktionieren des Marktes zu gewährleisten. Zudem wurde untersagt, Absprachen zu treffen, um die Preise zusätzlich zu erhöhen. Laut NDRC haben sich relevante Unternehmen zu ihrer „sozialen Verantwortung“ bekannt und wollen führend bei der Marktstabilisierung mitwirken. Auch sie hätten kein Interesse an zu großen Marktschwankungen.

Die NDRC sei nach eigenen Angaben „sehr besorgt“ über den starken Anstieg der Schlachtschweinepreise und werde die Entwicklung weiterhin genau beobachten. Sie kündigte an, bald die sechste Freigabe aus der zentralen Schweinefleischreserve in diesem Jahr durchzuführen. Zudem werde sie die lokalen Regierungen anleiten, ihre Freigaben der regionalen staatlichen Schweinefleischreserven zu verstärken. Laut NDRC lag der durchschnittliche Einzelhandelspreis für mageres Schweinefleisch im Zeitraum 10. bis 14. Oktober in 36 großen und mittelgroßen Städten um mehr als 40 % über dem Niveau des Vorjahres, was eine neue Warnstufe für übermäßige Preisbewegungen auslöst. Im September hatten die Verbraucherpreise für Schweinefleisch nach Angaben von Chinas nationalem Statistikbüro um 36 % über dem Niveau des Vorjahresmonats gelegen. Bei keinem anderen Nahrungsmittel war die Teuerung stärker.

Laut nationaler Erhebung lag der landesweite Schlachtschweinepreis am vergangenen Donnerstag im Mittel bei umgerechnet 4,01 € pro Kilogramm Lebendgewicht (LG); das waren rund 85 % mehr als Anfang 2022 und 103 % mehr als vor einem Jahr. Da die nachfragestarke Verbrauchssaison gerade erst beginnt, könnte einigen Analysten zufolge bis zum chinesischen Neujahrsfest Ende Januar 2023 sogar der bisherige Preisrekord aus dem Januar 2021 von mehr als 5,13 €/kg fallen. Darauf deuten allerdings die aktuellen Kurse am Terminmarkt für Lebendschweine an der Dalian Commodity Exchange (DCE) noch nicht hin. Der Settlementkurs für den Future mit Fälligkeit im November lag dort am vergangenen Donnerstag mit 3,74 € etwas unter dem aktuellen Kassamarktpreis, der Januar-Kontrakt mit 3,34 € noch deutlicher darunter.

Nach Einschätzung des Senior Analysten bei der Rabobank, Pan Chenjun, dürften die nun ergriffenen staatlichen Maßnahmen zu einer Senkung der Preise führen. Das Grundproblem sei jedoch das knappe Angebot, so dass die Bemühungen der NDRC wohl eher nur eine kurzfristige Wirkung hätten. Anderen Analysten zufolge könnte dies auch dazu führen, dass China seine Schweinefleischimporte wieder ausweitet.