Preiskrise: Fleischmärkte gesättigt

Stockender Absatz und hohe Lagerbestände drücken die Preise auf ein ruinöses Niveau.

Über die Grenzen Deutschlands hinaus rutschen die Schweinemärkte in eine immer tiefere Krise. Nachdem die deutsche Notierung in der vergangenen Woche nochmals 5 Cent eingebüßt hat und sich nun auf einem Niveau von 1,25 €/Idx (korrigierter EU-Preis 1,20 €/kg SG) bewegt, mussten auch andere EU-Länder Preiseinbrüche hinnehmen. Im EU-Schweinepreisvergleich der ISN kassierte Belgien mit korrigierten 9 Cent das heftigste Minus. Auch wenn Spanien aktuell mit 1,61 € einsam an der Spitze des Preisvergleiches thront, mussten die Iberer zum zwölften Mal in Folge einen Preisnachlass (- 2 Cent) hinnehmen.

Die Gründe für diesen Preisverfall auf den europäischen Schweinemärkten ist das gravierende Überangebot an den Fleischmärkten und der schwache Absatz. Hier rächt sich ein Stückweit die in den vergangenen Jahren geschaffene Abhängigkeit vom Exportgeschäft speziell Richtung China. Deutschland ist seit einem Jahr aufgrund des ASP-Ausbruches gesperrt. Die Spanier haben aufgrund des boomenden Asien-Geschäftes ihre Produktion massiv ausgebaut. Doch Mitte des Jahres hat China etliche Kontrakte mit spanischen Fleischlieferanten nicht verlängert bzw. aufgrund des Preistiefs auf dem eigenen Schweinemarkt deutlich niedrigere Einkaufspreise ausgerufen. So ist es auch anderen großen EU-Produzenten ergangen und in der Folge läuft der EU-Binnenmarkt förmlich über mit Schweinefleisch. Dass der Inlandsabsatz aufgrund von Corona-Restriktionen im gesellschaftlichen Leben, mäßigen Wetterlagen und sich verändernden Konsumverhalten schleppend verläuft, tat sein Übriges dazu.

So ist es nicht verwunderlich, dass sich nach Angaben der AMI die Gefrier- und Kühlhausbestände an Schweinefleisch in den ersten sieben Monaten des Jahres auf einem Rekordniveau bewegten. Dabei nahm die Menge an eingelagertem Fleisch allein zwischen Juni und Juli um 50 % auf 259.000 t zu. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Steigerung der durchschnittlichen Lagermenge von 36 %.

Von der Abwärtsspirale am Schlachtschweinemarkt sind auch die Ferkel betroffen. Für die vergangene Woche notierte der NW-Preis (25 kg; 200er-Gruppe) bei 25 €. Für die laufende Woche hat die VEZG einen heftigen Preisabschlag von 5 € prognostiziert. Die Schweinemäster sind angesichts der Marktlage stark verunsichert und die Einstallbereitschaft ist gering. Teils fehlt auch die nötige Liquidität zum Ferkeleinkauf. Die Sauenhalter stehen dadurch wieder mit dem Rücken zur Wand. Sie sehen sich nicht nur mit ruinösen Preisen konfrontiert, sondern auch mit sich füllenden Aufzuchtställen.


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