Schlachtzahlen: Fällt die 50 Millionen-Marke?

Ein Marktexperte prognostiziert einen starken Rückgang des Lebendangebotes.

Marktexperte Dr. Albert Hortmann-Scholten von der LWK Niedersachsen hat auf einer gemeinsamen Sitzung des WLV-Veredlungsausschusses und des WLV-Arbeitskreises Ferkelerzeugung die aktuelle Marktsituation eingeordnet. Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband hatte eingeladen, um mit verschiedenen Branchenbeteiligten und Schweinehaltern die Brennpunktthemen Preiskrise, Initiative Tierwohl (ITW) und die Lage rund um die Afrikanische Schweinepest in Deutschland zu besprechen.

Dr. Hortmann-Scholten erklärte in seinem Vortrag, dass er mit einem Wiederanstieg der Erzeugerpreise rechnet. Bislang sei es auf den Fleischmärkten immer so gelaufen, dass die Erlöse den steigenden Erzeugungskosten folgen. So sei aktuell schon zu beobachten, wie vor allem Rindfleisch diesem Trend in den vergangenen Monaten gefolgt ist. Der Marktanalyst betonte auch, dass er im vierten Quartal mit einer deutlichen Reduktion des Lebendangebotes am Schweinemarkt rechnet, weil viele Mastställe leer stehen. Deswegen hält er es für möglich, dass die diesjährigen Schlachtzahlen unter die Marke von 50 Mio. Stück rutschen.

Gedämpft werden die Erwartungen aber von einem für den Spätsommer ungewöhnlich hohen Lagerbestand an Schweinefleisch und dem sinkenden Inlandskonsum. Berechnungen zufolge lag der durchschnittliche Monatslagerbestand im ersten Halbjahr 2021 bei 187 000 t Schweinefleisch. Im Jahr 2019 lag der Vergleichswert bei 123 000 t. Gleichzeitig nimmt in Deutschland der Fleischverzehr ab. Weit unter anderen EU-Ländern lag der Verzehr (alle Fleischsorten) im vergangenen Jahr bei nur noch 57 kg. Diese Entwicklung setzt sich fort und treibt den Selbstversorgungsgrad beim Schweinefleisch in diesem Jahr wahrscheinlich auf einen Wert von 133 %

Hinzukommen die Probleme im Export. Seit dem Ausbruch der ASP sind wichtige Drittlandmärkte für deutsches Fleisch gesperrt. Zusätzlich werden andere ASP-freie EU-Staaten speziell von China ausgebremst, wodurch es sich auch im europäischen Binnenmarkt staut. Dass die Schlachthöfe durch die Pandemie erhebliche Mehrkosten abzufangen haben, treibt die Erzeugerpreise noch weiter runter.

Um auf die katastrophale Situation auf den Betrieben aufmerksam zu machen, hat der WLV eine Resolution erarbeitet. Darin wird die dramatische Situation geschildert und klare Forderungen an die Politik formuliert.

Hier finden Sie die Resolution zum Download:


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