Schweinemarkt dreht sich

Ernüchterung herrscht allerdings bei der Vermaktung Tierwohlfleisch.

Der Schweinemarkt scheint sich endlich zugunsten der gebeutelten Erzeuger zu drehen. So verzeichnete die VEZG-Notierung nach dem 8 Cent-Plus in der vergangenen Woche heute (17.8.) erneut eine satte Steigerung von 7 Cent auf nun 2,00 €/Idx.

Seit Wochen schrumpft das Lebendangebot und zuletzt wurden nur noch gut 730.000 Schweine die Woche geschlachtet. Zum einen ist das auf den massiven Bestandsabbau zurückzuführen. Zum anderen bremsen die hohen Temperaturen das Wachstum der Tiere aus und die Mastdauer steigt.

Positiv auf die Marktsituation wirkt sich auch der Umstand aus, dass die Teilstückpreise mit dem gestiegenen Erzeugerpreis mithalten konnten. Die Inlandsnachfrage tut sich zwar noch etwas schwer. In immer mehr Bundesländern enden aber die Ferien und die Reiserückkehrer wollen ihre leeren Kühlschränke füllen. Zudem keimt bezogen auf das Exportgeschäft Hoffnung auf. So sollen die Verhandlungen mit Südkorea über eine Wiederaufnahme der Schweinefleischausfuhren weit gereift sein. Diese waren durch die jüngsten ASP-Ausbrüche in deutschen Hausschweinebeständen unterbrochen worden. Offiziell ist hier allerdings noch nichts.

Im Windschatten der anziehenden Schlachtschweinenotierungen geht es auch für die Ferkelpreise nach oben. Für die laufende Woche hat die VEZG eine Preisempfehlung von 46,50 € (200er Partie; 25 kg) ausgerufen. Das sind 4 € mehr als in der Vorwoche.

Während die Erzeugernotierungen nach wochenlanger Stagnation nun endlich anziehen, kassieren die Schweinehalter den nächsten Rückschlag. So berichtet die Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) darüber, dass sich bei ihnen in den vergangenen Tagen mehrere Landwirte gemeldet haben, deren ITW-Lieferverträge gekündigt wurden. Allen voran Branchenprimus Tönnies soll mit Verweis auf die geringe Nachfrage nach Tierwohlfleisch und die dadurch fehlende Bezahlung seitens der Fleischabnehmer von seinem vertraglichen Kündigungsrecht Gebrauch machen.

Dass die Nachfrage nach Tierwohlfleisch aktuell spürbar schwächelt, würden verschiedene Schlachtunternehmen bestätigen, so die ISN weiter. Das hängt auch damit zusammen, dass der Hauptteil des Fleisches von ITW-Tieren in den Frischfleischsegmenten des Lebensmitteleinzelhandels vermarktet wird.

Die Branchenvertretung kritisiert, dass die teilnehmenden Schweinehalter nicht zum ersten Mal im Regen stehen gelassen werden und zunehmend den Glauben an eine faire Entlohnung von Tierwohlmaßnahmen verlieren. Gleichzeitig würden die Kündigungen und das Vorgehen der Schlachter deutlich machen, dass sich der Schweinefleischmarkt in einem starken Wandel befindet. So müsse man angesichts hoher Teuerungsraten, leerer Haushaltskassen und der dramatisch schlechten Situation in der Schweinehaltung intensiv darüber diskutieren, wie sich das Tierwohl weiter in die Praxis tragen lässt. Die Wirtschaft ist mit der ITW vorangegangen. Jetzt reift die Erkenntnis, dass es an Geschlossenheit in der Wertschöpfungskette mangelt und sich Tierwohl aufgrund ungleicher Voraussetzungen im globalen Markt nur mit staatlichen Finanzhilfen umsetzen lässt, erklärt die ISN.


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