Schweinepreise: Spanien hängt Deutschland ab

Dank des starken China-Exportes hat die spanische Schweinebranche die Auswirkungen der Coronakrise abpuffern können.

Auch wenn die deutsche Schlachtbranche in den letzten Wochen ihre Kapazitäten sukzessive hochfahren konnten und sich Inlands- und Exportmärkte aufnahmefähig zeigten, hängt der Erzeugerpreis seit fast zwei Monaten auf einem Niveau von 1,47 €/Indexpunkt fest. Die gleiche Tristesse herrscht beim Ferkelverkauf, wo sich z. B. die NW-Notierung auf einem für die Sauenhalter unbefriedigenden Level von 39 € bewegt.

Wie eine Marktanalyse der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) zeigt, haben sich in den vergangenen Monaten die Branchenkollegen speziell in südeuropäischen EU-Staaten besser aus der Coronakrise herausgekämpft. So liegt Deutschland im EU-Schweinepreisvergleich bei korrigierten 1,42 €/kg, während in Spanien 1,72 €/kg erzielt werden. Dass die Iberer solch ein Erzeugerpreisniveau erreichen konnten, obwohl der sonst für die Inlandsnachfrage immens wichtige Tourismus brach liegt, hängt nach Einschätzung der ISN mit der dortigen politischen Förderung des Exportgeschäftes zusammen.

Schon vor der Pandemie unterhielten die Spanier exzellente Geschäftsbeziehungen mit China. So waren im April dieses Jahres fast 60 Schlachthöfe und fleischverarbeitende Betriebe für den Export in das asiatische Land zugelassen. Als dann der Inlandsabsatz zusammenbrach machte man sich diese Beziehungen zunutze, um große Mengen an Schweinefleisch in das Reich der Mitte auszuführen. Mit circa 300.000 t Schweinefleisch brachte man dort in den ersten sechs Monaten des Jahres fast doppelt so viel Menge unter, wie im Vorjahreszeitraum. Dabei profitierten die spanischen Exporteure davon, dass mehrere große Schlachter und Fleischverarbeiter in Deutschland und den Niederlanden infolge von Corona-Infektionen in der Belegschaft für den China-Export gesperrt wurden. Aktuell dürfen der Westfleisch-Schlachthof in Coesfeld und zwei Vion-Standorte in den Niederlanden noch nicht wieder dorthin liefern.

Auch in Spanien gab es Corona-Fälle in Fleischunternehmen. Weil aber so viele Betriebe eine China-Lizenz besitzen und die einzelnen Betriebsstätten tendenziell kleiner sind als in Deutschland, fielen bzw. fallen vereinzelte Standortschließungen nicht so stark ins Gewicht. Zudem ist erst im letzten Jahr im Nordosten des Landes ein neuer Schlachthof mit einer Kapazität von rund 8 Mio. Schweinen pro Jahr in Betrieb gegangen. Aktuell läuft der Standort der Pini Group noch mit halber Auslastung, sodass ein Angebotsstau wie in Deutschland aktuell nicht zu befürchten ist.


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