Schweinestau: Hilferuf an die Politik

Die Berufsverbände rufen die Politik auf, jetzt schnell und unbürokratisch zu handeln.

Angesichts der drastischen Vermarktungsprobleme bei schlachtreifen Schweinen und verkaufsfähigen Ferkeln wenden sich die Berufs- und Branchenverbände mit einem deutlichen Appell an die Politik. So haben die ISN-Interessengemeinschaft und das Landvolk Niedersachsen heute einen Notruf an Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil geschickt. Aus Sicht der Verbände ist ein ganzes Bündel von Maßnahmen notwendig, um den Infarkt in der Wertschöpfungskette abzuwenden. Im Fokus steht die Erweiterung der Schlacht- und der Liegekapazitäten, ohne die Schutzmaßnahmen für Corona zu vernachlässigen. Die ISN schätzt den aktuellen Überhang an schlachtreifen Schweinen bereits auf 300.00 bis 400.000 Tiere. Hauptursache für den Schweinestau sind die zu geringen Schlacht- bzw. Zerlegekapazitäten. Denn nach den Corona-bedingten Problemen kommen die Fleischbetriebe nur schwer wieder auf ihre ursprünglichen Umsätze zurück. Der in dieser Woche aufgetretene Corona-Ausbruch im Schlachtbetrieb Sögel verschlimmert die Lage zusätzlich. Denn hier wurde die Schlachtung um rund 40 % des üblichen Niveaus von 15.000 Schweinen pro Woche heruntergefahren.
In die gleiche Richtung geht der Appell des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV). Verbandspräsident Franz-Josef Holzenkamp ruft die Politik auf, Sondergenehmigungen für zusätzliche Schlachtkapazitäten an Sonn- und Feiertagen zu ermöglichen. Holzenkamp fordert auch vorübergehende Zugeständnisse bei der Arbeitszeitverlängerung.
Der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) steht längeren Arbeitszeiten kritisch gegenüber. Der Verband verweist auf den Mangel an Arbeitskräften wegen des anstehenden Verbots der Werkarbeit. Auch deshalb stehe für Zusatzschichten kein Personal bereit, betont der VDF.