Vermarktungsprogramme für mehr Tierwohl sind hoch im Kurs. Insbesondere in Phasen niedriger Marktpreise sind die Landwirte geneigt, ihre Erlöse durch Tierwohl-Boni aufzubessern. Oft werden mehrjährige Lieferverträge geschlossen. Jedoch haben auch die LEH-Ketten und Schlachthöfe großes Interesse, die Erzeuger über Tierwohlprogramme an sich zu binden.
Haltungsform mit vier Stufen
Vor rund zwei Jahren haben große LEH-Ketten ein Kennzeichnungmodell für Tierwohl gestartet. Die sogenannte Haltungsform umfasst vier Stufen von konventioneller bis hin zur Biohaltung. Die VzF GmbH Uelzen konnte mehr als 80% der knapp 700 ausgewerteten Mastbetriebe einer Stufe der Haltungsform zuordnen. Gut 60% der Mäster arbeiten mit Haltungsform 1 – sprich konventionell. Weitere 32% der VzF-Mäster produzieren in Haltungsform 2, die als Hauptkriterium ein 10% größeres Platzangebot vorsieht. Hinter Haltungsform 2 verbergen sich im Wesentlichen die ITW-Betriebe sowie Mäster, die freiwillig oder in speziellen Vermarktungsschienen 10% mehr Buchtenfläche vorhalten.
Die beiden höchsten Tierwohl-Stufen 3 und 4 sind wegen der geringen Betriebszahl zusammengefasst. Beide Stufen stehen für 7% der zugeordneten VzF-Mäster. Hauptkriterien sind in diesen Stufen das Angebot von Außenklima bzw. Auslauf. Im Mittel halten die VzF-Betriebe in diesen beiden Haltungsformen ein auf 0,94 m2 je Tier erhöhtes Platzangebot vor.
10% mehr Platz von Vorteil
Die Auswertung zeigt, dass die Schweine mit dem um 10% erhöhten Platzangebot in Haltungsform 2 mit 871 g im Mittel der Betriebe die höchsten Tageszunahmen erzielen. Danach folgen die Betriebe in den Haltungsformen 3 und 4. Das Schlusslicht bilden die Betriebe mit konventioneller Haltung mit durchschnittlich 843 g Tageszunahme. Wissenschaftliche Versuche belegen ebenfalls, dass sich Schweine bei leicht erhöhtem Platzangebot besser entwickeln.
Teure Stallplätze ab Stufe 3
Auch bei der Futterverwertung liegen die Betriebe in Haltungsform 2 mit einem Verbrauch von 2,79 kg Futter/kg Zuwachs vorn. Das Schlusslicht bilden die Betriebe der Haltungsform 3 und 4 mit 2,87 kg Futter/kg Zuwachs. Dies dürfte mit dem höheren Erhaltungsbedarf in Ställen mit Außenklima sowie mit der stärkeren Aktivität der Tiere zu tun haben. So verzeichneten die beiden oberen Tierwohlstufen auch die höchsten Futterkosten mit 68 ct/kg Zuwachs. Trotz der höheren Futterkosten schnitten die Mäster in den Haltungsstufen 3 und 4 mit 46,20 € Direktkostenfreier Leistung (DkfL) je 100 kg Zuwachs im letzten Wirtschaftsjahr am besten ab. Dies sind rund 1,50 € bzw. knapp 4 € mehr als in den unteren Haltungsstufen. Ausschlaggebend ist vor allem der höhere Schlachterlös in den VzF-Betrieben mit den beiden höchsten Tierwohlstufen. Sie verkauften ihre Tiere im letzten Wirtschaftsjahr im Mittel für 1,60 € je kg SG. Dies sind 4 bzw. 3 ct mehr als in Haltungsform 1 bzw. 2. Einzelne Mäster in Haltungsform 4 erzielten auch 10 oder sogar 15 ct/kg höhere Schlachterlöse als rein konventionelle Mäster. Entscheidend ist aber, was im Portemonnaie bleibt. Hier enttäuschen die Haltungsstufen 3 und 4. Denn in vielen Betrieben reichen die Tierwohl-Boni nicht aus, um die höheren Gebäudekosten auszugleichen.
Mehr Bonus aushandeln
Die betroffenen Mäster haben unzureichende Aufschläge ausgehandelt, um ihre Mehrkosten für das größere Platzangebot oder einen Auslauf zu rechtfertigen. Dies gilt insbesondere für einen Neubau. Das zeigt sich deutlich in der DkfL je Quadratmeter Buchtenfläche. Denn hier halten die Betriebe mit den beiden höchsten Haltungsstufen mit 115 € je Quadratmeter die rote Laterne. Die konventionellen Mäster landen im Mittelfeld. Mäster mit 10% mehr Platzangebot bzw. mit ITW liegen mit 118 € DkfL je Quadratmeter Buchtenfläche vorn.
Fazit: Vor dem Abschluss eines Tierwohl-Vertrages bzw. vor einer Investition sind die zusätzlichen Kosten und Erlöse sorgfältig zu prüfen.