Schweiz: Zahlreiche Kniffe gegen Schwanzbeißen

Wird in Deutschland darüber diskutiert, ob eine Haltung unkupierter Schweine in der breiten Praxis umsetzbar ist, wird gerne die Schweiz als Vorbild genannt. Dort gilt bereits seit 2008 ein Kupierverbot. top agrar berichtete nun kürzlich vom Fachgespräch der Deutschen Vilomix in Neuenkirchen-Vörden, wo unter anderem auch Dr. Alois Estermann, Tierarzt und Leiter des Schweinegesundheitsdienstes (SGD) Sempach-Zentralschweiz, vortrug. Der Tiermediziner schilderte in seinem Vortrag, welcher Aufwand für eine erfolgreiche Umsetzung der Langschwanzhaltung notwendig ist.

Seiner Einschätzung nach profitieren die schweizer Landwirte davon, dass die extensiven, mutmaßlich tiergerechteren Haltungssysteme vom Staat vorgeschrieben und vom Verbraucher honoriert werden. So werden dort die Sauen, Ferkel und Mastschweine ausschließlich in Freilaufbuchten gehalten, die zudem sehr deutlich in Funktionsbereiche unterteilt sind. Außerdem muss den Tieren viel Beschäftigungsmaterial angeboten werden und eine Stroheinstreu ist ebenfalls Pflicht. „Das sind gute Voraussetzungen dafür, dass die Schweine sich beschäftigen können, viel Rohfaser aufnehmen “, so Dr. Estermann.

Dennoch kommt es auch in diesen Haltungssystemen zum Schwanzbeißen. Dann gilt es schnell zu reagieren. Gebissene Tiere müssen sofort einzeln aufgestallt und behandelt werden und der Beißer sollte ebenfalls aus der Gruppe genommen werden. „Wir haben beobachtet, dass Tageslicht oder Lampen sowie weiße Wände einen vorbeugenden Effekt haben. Auch die Zugabe von Magnesium oder das Verfüttern von Brennnesseln entspannt die Tiere. Gute Erfahrungen haben wir zudem mit einem Cumarinhaltigen Anti-Aggressionsspray gemacht“, berichtet der Tiermediziner.

Für Estermann spielen bei der Schwanzbeißvorsorge auch Mykotoxine eine große Rolle, da damit belastetes Futter zu Schwanzentzündungen und –nekrosen führt. Weisen die Schwänze deswegen bereits Blutungen oder Nekrosen auf, ist das Beknabbern durch andere Schweine kaum noch zu verhindern.