Tierärzte fordern Sachlichkeit beim Thema Antibiotika

Vor dem Hintergrund der Forderung der Grünen nach einem Verbot der Reserveantibiotika in der Nutztierhaltung hat der Vizepräsident des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt), Dr. Rainer Schneichel „dringend mehr Sachverstand“ in der Diskussion um Antibiotikaresistenzen angemahnt. Der Tierarzt wehrt sich unter anderem gegen den Vorwurf des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), wonach in der Tierhaltung Antibiotika systematisch eingesetzt werde: „Das würde illegales Verhalten voraussetzen, ist aber de facto per Arzneimittelgesetz verboten, da nur kranke Tiere nach erfolgter Untersuchung durch den Tierarzt behandelt werden dürfen.“ Hinsichtlich der Verwendung des Begriffs „Reserveantibiotika“ stellte Schneichel klar, dass es sich um eine rein deutsche Formulierung ohne jegliche Evidenz-Basierung handele. Zudem seien die kritischen antimikrobiellen Wirkstoffe aus der Humanmedizin in der Tiermedizin überhaupt nicht zugelassen und auch durch Umwidmung nicht einsetzbar.Bei der polemischen Diskussion über das Thema Antibiotikaeinsatz würden zudem nur absolute Mengen herangezogen und nicht nach Wirkstoffen unterschieden, beklagte Schneichel. Im Hinblick auf den Vorwurf, wonach einige Tierarztpraxen mehr über den Verkauf von Antibiotika als über die tierärztliche Bestandsbetreuung verdienten, warnte Schneichel, dass sich der tierärztliche Berufsstand im Bereich der Nutztier- und Landpraxis bei finanziellen Einbußen durch den Verlust des Verkaufs von Arzneimitteln stark ausdünnen würde.Schneichel betonte, die Tiermedizin in Deutschland sei seit jeher bemüht, den Antibiotikaverbrauch in der Tierhaltung zu reduzieren. Dies geschehe unter anderem durch die Einhaltung der strikten Anwendungsvorschriften von Medikamenten bei Nutztieren sowie durch die bereits seit mehr als 15 Jahren etablierten Antibiotika-Leitlinien in Kombination mit den millionenfach ausgewerteten Resistenztests vor Anwendung eines Antibiotikums. AgE