Über der Fleischbranche kreist der Pleitegeier

Der Strukturwandel in der Fleischwarenindustrie hat in den vergangenen Monaten gewaltig an Fahrt aufgenommen. Die Wursthersteller Lutz Convenience Food aus Landsberg und Astro aus Verl mussten jetzt beide Insolvenz anmelden. Gleichzeitig verdichten sich die Anzeichen, dass die Blankemeyer-Gruppe, zu der unter anderem die Wurstmarke Marten gehört, von Tönnies bzw. der zu Tönnies gehörenden Zur Mühlen-Gruppe übernommen werden soll. Ein ähnliches Schicksal kommt auch für das Lutz-Tochterunternehmen Artland Convenience in Badbergen in Betracht, wo der Branchenprimus aus Rheda-Wiedenbrück bereits Auftraggeber des Betriebes sein soll.
Das aktuell so viele Fleischverarbeiter vor dem Bankrott bzw. der Übernahme stehen, wird vor allem dem Lebensmitteleinzelhandel angekreidet. Nach Einschätzung der ISN wird die von mittelständischen Familienunternehmen geprägte Wurstbranche zwischen den wenigen großen Schlachtern und dem aggressiv verhandelnden LEH zerrieben. Dessen Preisgestaltung und unnachgiebige Einkaufspolitik lässt angesichts der stark gestiegenen Rohstoffkosten die Luft für viele kleinere Fleischunternehmen sehr dünn werden.
Hinzu kommen die zahlreichen Extraanforderungen, die der Handel zwar vehement aufstellt und mit knappen Fristen versieht, aber nicht bezahlen möchte. Dazu zählen beispielsweise die Ferkelkastration, Gentechnikfreiheit oder Tierwohl.