Tönnies: Die Kritik am Export ist Unsinn!

Wenn Clemens Tönnies, Chef des mit Abstand größten deutschen Schlachtunternehmens, über die Zukunft der Fleischwirtschaft spricht, füllt das Säle. So auch auf der gestrigen Netzwerkveranstaltung des Agrar- und Ernährungsforums Oldenburger Münsterland (AEF). 
In seinem Vortrag und in der Gesprächsrunde, die von top agrar-Chefredakteur Dr. Ludger Schulze Pals moderiert wurde, ging es vor allem um das strittige Thema Export. Als völligen Unsinn bezeichnete Tönnies die Aussage, dass der Export dafür da sei, um die hier über Bedarf produzierten Mengen abzusetzen. „Die Deutschen verzehren inzwischen überwiegend die Edelteile. Für den Rest brauchen wir die ausländischen Absatzkanäle“, so der Konzernboss. Dass sich im Export durch die unterschiedlichen Esskulturen der Länder für hier weniger beliebte Fleischwaren Märkte auftun, sieht er als Chance, die Wertschöpfung pro Schwein zu erhöhen.
Die Möglichkeit, im Auslandsgeschäft höhere Produktionskosten durch Umwelt- und Tierschutzauflagen wieder reinzuholen, hält Tönnies aber derzeit für nicht gegeben. „Verteuern wir die Erzeugung von 100 kg Schweinefleisch, muss das auf die 50 kg umgelegt werden, die hier verbleiben“, erklärte Tönnies.

Um zukünftig weitere Exportmärkte erschließen zu können, fordert er mehr Einsatz von der Politik : "Wenn unsere Poltiker ins Ausland reisen um Kontakte zu knüpfen, müssen sie auch mal jemanden aus der Ernährungswirtschaft mitnehmen und nicht nur von Siemens, Mercedes und Co.".

Angesprochen auf Russland ist sich der Fleischunternehmer sicher, dass die ehemaligen Exportmengen auch nach einem eventuellen Ende des Embargos nie wieder erreicht werden: „Das Land arbeitet daran beim Schweinefleisch autark zu werden“. Er selbst ist daran auch beteiligt und produziert dort in eigenen Ställen mittlerweile jährlich über 1 Mio. Schweine. Damit zählt Tönnies zu den Top 5 der Schweinefleischerzeuger in Russland. 
Sorgen macht sich der Unternehmer über die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest in Europa. „Sobald auch nur ein einziges infiziertes Wildschwein auf deutschen Boden gefunden wird, greifen massive Exportsperren“, erklärte der 61-Jährige.