Wirbel um Wurst aus antibiotikafreier Erzeugung

Im Rahmen der Grünen Woche in Berlin hat der westfälische Fleischverarbeiter Reinert die Einführung einer Produktpalette angekündigt, die nur mit dem Fleisch lebenslang antibiotikafreier Schweine hergestellt werden soll. Bereits ab Juli dieses Jahres sollen je vier Produkte im Kühlregal sowie vier an der Frischfleischtheke erhältlich sein.
Nach Angaben von Unternehmenschef Hans-Ewald Reinert bezieht Rohstofflieferant Danish Crown die Schweine von 38 dänischen Landwirten. Diese hätten ihre Aufzucht- und Haltungsbedingungen so weit verändert, dass die Erzeugung von Geburt an ohne den Einsatz von Antibiotika möglich ist. Zu den Erfordernissen sollen dabei unter anderem 30 % mehr Platz, hohe Betriebshygiene und planbefestigte Liegeflächen zählen.
Wird doch mal ein Einzeltier oder eine Gruppe so krank, dass eine Antibiotikagabe unvermeidbar ist, kommt es zur Aussortierung. Aktuell sollen 80 % der Tiere die Antibiotikafreiheit erreichen.  Der Preis wird im Handel oberhalb des konventionellen Fleisches liegen, aber unterhalb im Preise im Biosegment. Die Landwirte erhalten einen Zuschlag von 20 ct/kg SG.
Für seine Ankündigung bekommt der Fleischverarbeiter teils heftige Kritik aus der Schweinebranche. Aus Sicht der Interessengemeinschaft der deutschen Schweinehalter (ISN) nutzt Reinert die unbegründete Angst der Verbraucher vor Antibiotika im Fleisch, um auf dem Rücken der konventionellen Schweinehalter eine medial beachtete Werbekampagne zu führen. Die ISN betont, dass kranke Tiere ohne Ausnahme bestmöglich behandelt werden müssen. Daher darf der Verzicht auf die Antibiotikagabe nicht als Markt- und Wettbewerbsargument missbraucht werden.