Dänemark will Colistin-Einsatz abstrafen

Bei Ferkeln wird das Polypeptidantibiotikum Colistin sehr erfolgreich zur oralen Behandlung von Darmerkrankungen eingesetzt, z.B. in der Phase nach dem Absetzen. Jetzt soll der Colistin-Einsatz in der Nutztierhaltung deutlich gesenkt werden. Dänemark plant sogar, eine Behandlung mit dem Antibiotikum Colistin wie zehn Behandlungen mit einem anderen Antibiotikum anzurechnen. Dies wäre in vielen Fällen ein K.O.-Kriterium, da die Betriebe beim staatlichen Antibiotika-Monitoring und Benchmarking nicht auffallen wollen.

Hintergrund ist, dass Colistin in der Humanmedizin inzwischen wieder als wichtiges Notfallantibiotikum bei Darminfektionen gilt. Denn die Carbapeneme, die beim Menschen bislang zur Behandlung multiresistenter Darminfektionen eingesetzt werden, wirken zuletzt kaum noch. Deshalb greift man wieder stärker auf Colistin zurück. 

Da die Humanmediziner befürchten, Colistin ebenfalls eines Tages als wirksames Antibiotika zu verlieren,  wächst der Druck auf die Tierärzte, das Reserveantibiotikum bei Schweinen und Geflügel deutlich reduziert einzusetzen. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) empfiehlt Deutschland, den Einsatz von 82 t im Jahr 2015 auf jährlich 60 t Polypeptidantibiotika zu senken. Dabei soll es keine Mengensteigerungen bei anderen Antibiotika geben.