Reserveantibiotika sollen erhalten bleiben

Zwar drängen die Bundesländer auf eine weitere Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes in der Veterinärmedizin, die Diskussion über die dafür erforderlichen Maßnahmen scheint aber an Sachlichkeit gewonnen zu haben. So kann das Fazit der Agrarministerkonferenz (AMK)  vergangene Woche im mecklenburgischen Göhren-Lebbin lauten.
 
Ein Brennpunkt-Thema der AMK war der Einsatz von Reserve-Antibiotika. So verlangen die mehrheitlich grünen Agrarminister auch noch nach der Konferenz eine gesonderte Auflistung der Wirkstoffe, die ausschließlich der Humanmedizin vorbehalten sein sollen. Anders als es noch in einer Beschlussvorlage gefordert wurde, sollen bestimmte Wirkstoffe für die Nutztierhaltung aber nicht grundsätzlich verboten werden. Stattdessen soll laut AMK-Beschluss zunächst die Bundesregierung in enger Zusammenarbeit mit den betroffenen Bundesministerien und in Abstimmung mit den Verbänden und Interessenvertretungen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse eine entsprechende Wirkstoffliste erstellen. Erst dann wolle man über Einschränkungen oder Verbote beraten, heißt es in dem Beschluss weiter.
Auch bei der Neuregelung der tierärztlichen Hausapothekenverordnung zeigte die Mehrheit der Minister Praxisnähe. Die Forderung, dass künftig bei einer Behandlung mit Antibiotika im Vorfeld ein Antibiogramm zu erstellen ist, blieb zwar bestehen. Diese Regelung soll aber nur in noch zu definierende Fälle greifen, um Verzögerungen bei der Behandlung von kranken Tieren zu vermeiden.
Große Einigkeit herrschte bezüglich des Rabattverbotes für Antibiotika. Alle Minister wollen die wirtschaftlichen Anreize beim Verkauf großer Antibiotika-Mengen an Nutztierhalter durch ein Verbot der Rabattierung beseitigen. Nach Auffassung der Minister ist der Bund zur „Einführung von Festpreisen“ durchaus ermächtigt. Aktuell wird in einem Gutachten geprüft, welche Auswirkungen ein Rabattverbot und die Einführung von Festpreisen haben könnten.

Lesen Sie mehr zum Thema in der aktuellen SUS 2/2016 ab S. 46:

Interview mit Tierarzt Dr. Andreas Wilms-Schulze Kump "Reserve-Antibiotika nicht verbieten"