Arzneimittel: Mut zur Transparenz!

Arzneimittel, unter anderem Antibiotika, kommen erst zum Einsatz, wenn es darum geht, erkrankte Tiere zu heilen oder die Ausbreitung einer Erkrankung im Bestand zu verhindern. Dies verlangt die ethische Verantwortung für das Tier.

Soweit so gut. Ein Problem besteht jedoch darin, dass einzelne Krankheitserreger sowohl Tiere als auch Menschen befallen bzw. Resistenzen entwickeln. Das Arzneimittel wirkt dann nicht mehr oder nur noch bedingt. Klassische Beispiele gibt es bei Salmonellen und Staphylokokken (MRSA).

Vor diesem Hintergrund wird öffentlich der Vorwurf erhoben, in der modernen Tierhaltung würden Antibiotika in zu großen Mengen verabreicht, das fördere die Resistenzbildung und gefährde den Behandlungserfolg bei Menschen. Um diese Kritik zu entkräften, genügt es nicht, auf den großzügigen Antibiotikaeinsatz in der Humanmedizin zu verweisen. Vielmehr sind jetzt alle Beteiligten in der Human- und Veterinärmedizin gefordert, Arzneimittel noch verantwortungsvoller einzusetzen. Es gilt der Grundsatz: So wenig wie möglich, soviel wie nötig!

Um effiziente Strategien zur Minimierung des Antibiotika-Einsatzes entwickeln zu können, bedarf es einer verbesserten Transparenz. Zwar wird jede Arzneimittelverwendung im Einzelbetrieb akribisch dokumentiert. Bei den Auswertungen zu Aufwand und Behandlungserfolg können wir aber noch besser werden. Beispielsweise können überbetriebliche Vergleiche sowie Detailauswertungen hilfreich sein, die auf eine übergreifende Vernetzung der Informationen zum Arzneimitteleinsatz basieren.

Zum eigenen wirtschaftlichen Nutzen und zur Sicherung des Absatzmarktes sollten wir das Thema anpacken, bevor es andere tun. Das Beispiel der freiwilligen Salmonellenüberwachung und die Eigeninitiative zur Jungebermast zeigen, wie durch eigenes Handeln Kritik abgewehrt werden kann. Zauderern sei ein Blick zur Geflügelwirtschaft empfohlen. Wir dürfen unsere Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzen!

Kommentar aus der SUS-Ausgabe 6-2011