Bleibt uns nur die Jungebermast?

Aldi Süd und Rewe haben angekündigt, ab 2017 kein Fleisch von unbetäubt kastrierten Schweinen mehr anzubieten. Doch wie wollen sie dies schaffen? Schließlich steht weder eine praktikable, zugelassene Narkose noch ein Verfahren zur effektiven Schmerzausschaltung in absehbarer Zeit zur Verfügung!
So bleiben nur die beiden Varianten der Jungebermast – mit und ohne Impfung gegen Ebergeruch. Die Ebermast ist praxiserprobt bzw. die Impfstrategie wäre umsetzbar, auch wenn beide Verfahren jeweils mit speziellen Management-Anforderungen verknüpft sind. Der Knackpunkt dürften die Marktrisiken sein, die für beide Verfahren gesehen werden.Das betrifft sowohl das Risiko gehäufter Reklamationen durch geruchsempfindliche Verbraucher als auch die Gefahr medialer Kampagnen gegen die Impfung und den damit verbundenen Eingriff in hormonelle Kreisläufe. 
Wenn der Handel nun bisherige Vorbehalte zurückstellt, sollte er sich zügig mit diesen Risiken befassen, um für Nachfragen gewappnet zu sein. Jedenfalls wird es das bislang geforderte Null-
Risiko für Geruch nicht geben. Zumal die Ebergeruchskomponente Skatol im Verdauungstrakt gebildet wird und auch bei weiblichen Schweinen vorkommt.Darüber hinaus wird es spannend sein, wie die Schlachthöfe jetzt reagieren. Während bislang gerne auf Schlachtkörper von weiblichen Tieren ausgewichen worden ist, dürfte der LEH dieses Manöver nicht mehr mitmachen können. Er würde sich dem Vorwurf eines selektiven Einkaufs zulasten der männlichen Tiere aussetzen.Die Zeit drängt! Wir müssen jetzt alle bisher bekannten Möglichkeiten zur Reduktion des Geruchsrisikos nutzen. Das gilt für die Zucht, die Fütterung und die Haltung. Eingeschlossen sind auch der Transport und die Schlachtung. Hier gilt es, den Stress für die Tiere zu minimieren.Zwar wird bis 2019 die bisherige Form der Kastration weiter möglich sein. Allerdings dürfte
das entsprechende Marktsegment deutlich schrumpfen, da auch andere Lebensmittelketten sich bereits für den Verzicht auf die betäubungslose Kastration ausgesprochen haben.Es bleibt zu hoffen, dass sich der LEH seiner Entscheidung bewusst ist und die Probleme nicht allein auf die Schweinehalter abwälzt.