Der Fleischpreis muss hoch

Groß-Demos in Belgien, Trecker-Blockaden in Polen, Kundgebungen in Großbritannien, Hilfsaktionen in Frankreich und Spanien sowie Bauernproteste in holländischen Supermärkten: Europas Schweinehalter gehen auf die Straße. Sie kämpfen für bessere Preise. Denn bei explodierenden Futterkosten steht die Existenz der Betriebe auf dem Spiel.

Und bei uns? Bislang gab es keine Protestwellen, zumindest keine, die bundesweit wahrgenommen wurden. Dabei drückt die Last der hohen Futterkosten genauso wie bei unseren Nachbarn. Mag sein, dass wir Deutschen die Schockstarre nach der Dioxinkrise noch nicht überwunden haben. Mag sein, dass es eine Mentalitätsfrage ist. Möglicherweise ist aber auch jeder zu sehr mit seinem eigenen Betrieb beschäftigt und zu schlecht mit anderen vernetzt, um sich Gehör zu verschaffen.

Keine Frage: Der Markt lässt sich nicht durch noch so gut inszenierte Aktionen drehen. Andererseits werden Bauernproteste sehr wohl vom Verbraucher, vom Handel und von der Schlachtbranche registriert. Und manchmal leitet eine kluge Initiative auch ein Umdenken ein!

Zum Beispiel geht es darum, dem LEH die Billig-angebote auszureden. Wer Schweineschlachthälften für 1,70 € je kg anbietet, verramscht die Ware. Und auch ein Kilopreis für das Kotelett von unter 2 € nimmt Schweinefleisch jede Wertschätzung.

Andersherum wird daraus ein Schuh, denn es gibt noch Raum für Premium-Produkte. Zumindest im reichen Nordeuropa sollen nach einer aktuellen Studie 20 % der Menschen bereit sein, etwas mehr für Fleisch zu bezahlen. Dieses Potenzial sollte die Kette jetzt gemeinsam erschließen.

Der Vorstoß in die Premium-Klasse ist auch deshalb wichtig, weil sich immer deutlicher Grenzen beim Wachstum in der Fleischwirtschaft abzeichnen. Mit dem ungebremsten Wachstum der letzten Jahre ist wohl kein Frieden mit den Nachbarn und Verbrauchern zu machen.

Jetzt heißt es, geschlossen in den Dialog mit den Verbrauchern einzutreten. Die Botschaft muss sein, dass bei anhaltend hohen Futterkosten höhere Verbraucherpreise unausweichlich sind. Damit die Konsumenten mitgehen, brauchen wir generell eine höhere Wertschätzung für Schweinefleisch. Dafür sollte sich jeder persönlich einsetzen!

Kommentar aus der SUS-Ausgabe 2/2011