SUS 01/2019

Prügelknabe der Nation?

Antibiotika-Resistenzen, Massentierhaltung, Ammoniak und Nitrat! Und jetzt auch noch der Feinstaub! Die Liste der Vorwürfe an die moderne Tierhaltung ist lang. Und die Diskussionen gehen nur in eine Richtung: Die Bauern müssen sich bewegen und nicht die Konsumenten, Anwohner und Mitbürger!

Da werden Behauptungen aufgestellt, die nicht stimmen. Da werden gezielt Ängste geschürt. Da werden Zielkonflikte und wirtschaftliche Zwänge mit keiner Silbe erwähnt. Da wird oft nicht ehrlich miteinander umgegangen.

Man hat das Gefühl, dass gerade die Schweinehalter die Prügelknaben der Nation sind. Bei solchen Attacken bleibt nichts anderes übrig, als mit Fakten gegenzuhalten. Und das möglichst mit Schlagfertigkeit. Was ist zu tun?

  • Jeder Schweinehalter muss sich mit den Vorwürfen auseinandersetzen, um in hitzigen Diskussionen mit Tier- und Umweltschützern zu bestehen. Dazu gehören verschiedene Ansätze der Tierethik genauso wie die Einordnung von Umweltbelastungen aus verschiedenen Quellen.
  • Kontern Sie beispielsweise mit: Hauptverursacher für Feinstaub sind Autos, Industrie und Haushalte. Die Landwirtschaft macht bei den gefährlichen Partikeln nur 10% aus. Oder: Die Bauern haben ihre Hausaufgaben in puncto Antibiotika gemacht. Jetzt müssen die Humanmediziner nachziehen.
  • Diese Botschaften müssen einfach und leicht verständlich sein. Gehen Sie nicht zu tief ins Fachliche. Verbände und Organisationen sollten Sie mit gutem Info-Material unterstützen und sich bei den Schulungen engagieren.
  • Öffentlichkeitsarbeit ist eine Daueraufgabe, die anstrengend sein kann. Unterstützen Sie jene, die im Netz unermüdlich erklären, dass die Nutztierhaltung komplexer ist als viele es darstellen.
  • Die Wissenschaft muss uns helfen, die Realitäten besser abzubilden. Eine Studie an der Hochschule Osnabrück hat z.B. gezeigt, dass nur 16% der Verbraucher bereit sind, für mehr Tierwohl tiefer in die Tasche zu greifen.

Keine Frage: Schweinehalter müssen ihre Betriebe voranbringen und auf die Gesellschaft zugehen. Doch jeder Entwicklungsschritt muss gut überlegt sein. Unternehmerisch denken und sich nicht aufs Glatteis führen lassen: Fordern Sie von der Gesellschaft einen respektvollen und ehrlichen Umgang ein!