Schweinehalter am Gängelband

Von jeher haben sich die Schweinehalter am Markt orientiert und staatliche Eingriffe oder Subventionen abgelehnt. Damit sind die Höhen und Tiefen des Schweinezyklus verbunden, aber auch unvorhersehbare Risiken, z.B. Seuchen oder knappe und damit teure Futtermittel. Diese Risikobereitschaft und staatliche Unabhängigkeit haben die Politik und Gesellschaft generell anerkannt.

Neben dem Marktrisiko ist die Schweinehaltung in den letzten Jahren mit weitreichenden Auflagen zum Tierschutz und für die Seuchenvorsorge konfrontiert worden. Hinzu kommen immer schärfere Umweltauflagen für neue Ställe.

All dies hat den Kostendruck in der Produktion weiter verstärkt. Die Folge ist ein zusätzlich angeheizter Strukturwandel. Nur die leistungsstarken Betriebe, meist aus Regionen mit einer gut ausgeprägten Infrastruktur für die Veredlung, konnten den Hebel auf Wachstum stellen. Sie haben versucht, die kostenträchtigen Auflagen auf möglichst viele Tierplätze zu verteilen.

Nur so kommen sie wirtschaftlich über die Runden. Doch genau dies wird jetzt von Teilen der Gesellschaft angeprangert. In Verbindung mit der Verteufelung des technischen Fortschrittes spricht man von der "industriellen, tierquälerischen Massentierhaltung", die gestoppt werden muss.

Ein klares Wort seitens der Politik wäre wünschenswert. Ob die von Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner initiierte "Charta für Landwirtschaft und Verbraucher" im Ergebnis hierzu führen und den Bauern helfen wird, bleibt abzuwarten. Denn die Positionen der einbezogenen Interessengruppen liegen zum Teil weit auseinander. Abgesehen davon werden viele Beteiligte aufgrund fehlender Sachkenntnis keine konstruktiven Beiträge einbringen können.

Umso wichtiger ist es, dass sich die Schweinehalter jetzt selbst Gedanken machen, wie sie die Veredlung öffentlich ins richtige Licht rücken können. Angesichts der Macht der Medien ist dies eine große Herausforderung. Dieser müssen wir uns stellen. Hierbei muss es gelingen, einen gemeinsamen Weg für die gesamte Produktionskette zu finden. Denn letztlich sitzen wir alle in einem Boot.

Wir benötigen schnell Klarheit, ob und wie wir der Kritik begegnen wollen. Dies sind wir unseren Familien und insbesondere der nächsten Generation schuldig!

Kommentar aus der SUS-Ausgabe 3/2011