Wir hängen am Export!

Wer vor einiger Zeit behauptet hätte, dass Deutschland einmal 59 Mio. Schweine im Jahr schlachtet, den hätte man sicher belächelt. Doch Ende des Jahres wird diese Zahl Realität. Und der Boom geht weiter. Allein die Schlachthöfe im Nordwesten wollen kurzfristig zusätzliche Kapazitäten für mehr als 110.000 Schlachtungen pro Woche schaffen!

Hiesige Mäster haben kräftig investiert und vom Wachstum im Schlachtsektor profitiert. Denn unsere Erzeugerpreise sind meist höher als die unserer Nachbarn. Es wundert nicht, dass die Holländer und Dänen bis zu 100.000 Schlachtschweine pro Woche zu uns exportieren. Deutschland wird so immer mehr zur Drehscheibe im europäischen Fleischgeschäft.

Allerdings konnten unsere Ferkelerzeuger vom Boom in der Mast nur zeitweise profitieren. Zwar wächst der Ferkelbedarf besonders in den Masthochburgen im Nordwesten. Doch inzwischen drängen mehr als 10 Mio. Importferkel in attraktiven Partien aus Dänemark und Holland auf unseren Markt. Hinzu kommt der erneute Leistungsschub in der Ferkel-erzeugung. Die Folge: Trotz sinkender Sauenbestände nimmt das Ferkelangebot kaum ab.

Doch auch in der Mast wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Zwar steigt weltweit die Nachfrage nach Schweinefleisch an. Der Binnenmarkt ist aber gesättigt. Das heißt: Wir werden immer stärker vom Export abhängig!

Fachleute stellen schon heute infrage, ob unser Markt mehr als 110 % Selbstversorgung verträgt. Die Folgen wären fatal, wenn nur einer unserer wichtigen Exportmärkte plötzlich wegbricht.

Wer weiter in Schweine investieren will, sollte dies auf jeden Fall bedenken. Das heißt konkret:

  • Das Management und die Leistungen müssen weiter optimiert werden. In die Mast investieren sollte nur, wer die Vollkosten unter 1,40 €/kg Schlachtgewicht halten kann. In der Ferkelerzeugung sollte man zu den 25 % besten Betrieben gehören.
  • Die Standortwahl wird noch wichtiger. Überhöhte Kosten für Gülleflächen oder die Abluftreinigung kann sich künftig keiner leisten.
  • Das Finanzierungskonzept muss so gestrickt sein, dass man auch längere Preistiefs überbrücken kann.

Diskutieren Sie Ihre Strategie auch mit Beratern, Berufskollegen und Firmenfachleuten. Die EuroTier bietet hierfür eine hervorragende Plattform!

Kommentar aus der SUS-Ausgabe 5/2010