6.000 Bauern demonstrieren auf Münsters Straßen

Unter dem Motto „Bauern brauchen Zukunft – Zukunft braucht Bauern!“ haben sich gestern auf dem Domplatz in Münster rund 6.000 Landwirte und Menschen aus dem vor- und nachgelagerten Agrarbereich versammelt, um gegen die geplante Verschärfung des Düngerechts zu protestieren. Viele kamen auch mit ihren Traktoren, was zeitweise zu einem Verkehrschaos führte.

Zur Kundgebung aufgerufen hatten der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) und der Rheinische LandwirtschaftsVerband (RLV). Neben landwirtschaftlichen Verbandsdelegationen aus Niedersachsen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern sprachen auch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und ihre NRW-Landesvertreterin Ursula Heinen-Esser zu den anwesenden Landwirten.

„Die jetzt vorgeschlagenen Maßnahmen bringen drastische Einschnitte, die fachlich wenig oder gar nicht überzeugen. Zudem macht uns die Art und Weise, wie diese Maßnahmen über die Köpfe der Betroffenen hinweg beschlossen wurden, wütend und fassungslos. Angesichts immer neuer Auflagen verlieren viele Bauernfamilien mittlerweile den Glauben an eine erfolgreiche Zukunft in der Landwirtschaft“, fasste WLV-Präsident Johannes Röring die Stimmung im Berufsstand zusammen.

Im Mittelpunkt der Kritik der Kundgebungsteilnehmer stand die Ende Januar von der Bundesregierung auf Druck der EU-Kommission vorgeschlagene Regelung, die maximal zulässige Düngung in Gebieten, in denen das Grundwasser einen erhöhten Nitratwert aufweist, pauschal um 20 Prozent zu reduzieren. Nach Ansicht des WLV ist zudem das derzeitige System der Berechnung und Ausweisung von nitratbelasteten Grundwasserkörpern in NRW wenig transparent und stark verbesserungswürdig.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hielt in ihrer Rede dagegen. An rund 28 % der Messstellen seien die Grenzwerte für Nitrat aufgrund zu starker Düngung zu hoch. Das habe nichts mehr mit Pflanzenernährung zu tun, so die Ministerin. Dass ihre Vorgänger im Amt es versäumt hätten hier früher mit Maßnahmen gegenzuarbeiten, gab Klöckner unumwunden zu. Gleichwohl kritisierte sie aber auch die Blockadehaltung der Bauernverbände. „Im Jahr 2012 wurde Deutschland wegen seiner Nitratüberschüsse im Grundwasser angemahnt. Da hätte man sehr schnell handeln können. Bei uns wurde aber massiv dagegen gearbeitet, hier zügig Anpassungen vorzunehmen – auch von Seiten der Bauernverbände“, so die Bundesministerin.

Sie betonte auch, dass Deutschland vor Gericht in allen Punkten unterlegen sei und bei Tatenlosigkeit ein Zweitverfahren ohne Mitspracherecht und hohe Strafzahlungen drohen. Sie schlägt als Kompromiss unter anderem eine Flexibilisierung bei der 20 %-Düngerreduktion in roten Gebieten vor. Außerdem soll es Beratungsangebote für betroffene Landwirte geben und es sind verschiedene Modellvorhaben zur Gülleverwertung geplant.

Hier finden Sie eine Bildergalerie von der Demonstration in Münster....