Breites Bündnis für Eberimpfung

Eine breite Allianz von Vertretern aus der Wissenschaft und dem Veterinärwesen, von Verbraucher- und Tierschützern sowie dem Handel und praktischen Landwirten hat sich bei der EuroTier in Hannover für die Immunokastration als Alternative zur chirurgischen Ferkelkastration ohne Betäubung stark gemacht. Das sei im Vergleich zu den Verfahren Jungebermast und chirurgische Kastration mit Betäubung die „tierschutzfreundlichste Methode“, da sie ohne operativen Eingriff auskomme und die Tiere weniger aggressiv als bei der Ebermast seien, erklärte Prof. Lars Schrader vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) am vergangenen Mittwoch bei der Podiumsdiskussion „Besser Impfen statt Kastrieren“, die von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) und dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) organisiert wurde. Als weitere Vorteile kämen hinzu, dass die Impfkosten durch eine bessere Futterverwertung und Zunahmen ausgeglichen würden und auch viele kritische Nichtregierungsorganisationen (NGO) für das Verfahren seien. Das FLI habe, so Schrader, in einer Stellungnahme die Impfung als „tierschutzfachlich besten Weg“ eingestuft.

Der Präsident des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte (bpt), Dr. Siegfried Moder, bezeichnete die Impfung als „gangbaren Weg“, der praktikabel und rechtssicher sei. Er monierte, dass Schlachtbetriebe und der Einzelhandel noch keine einheitlichen Aussagen zur Abnahme von solchen Schweinen und deren Fleisch gemacht hätten. Der bpt habe deshalb bereits im Oktober einen nationalen Gipfel mit allen Beteiligten gefordert, bei dem die Vermarktung dieser Tiere geklärt werden müsse. Prof. Daniel Mörlein von der Universität Göttingen berichtete, dass die Impfung bereits seit längerem zur Verfügung stehe, es allerdings Berührungsängste und Vorurteile bei den Landwirten und den Fleischvermarktern gebe, vor allem wegen der möglichweise fehlenden Akzeptanz der Verbraucher.

Die Funktionsbereichsleiterin Nachhaltigkeit der REWE Group, Nina Blankenhagen, erklärte, dass ihr Handelsunternehmen Schweinefleisch aus allen drei Alternativmethoden zur betäubungslosen Ferkelkastration akzeptieren werde. Im Biosegment werde bereits seit längerem Fleisch von geimpften Ebern angeboten, ohne dass es ein „negatives Feedback“ der Verbraucher gegeben habe. Blankenhagen bedauerte, dass es noch keine einheitliche Linie bei den Ketten des Lebensmitteleinzelhandels gebe, doch wolle sich wohl nun auch die Schwarz-Gruppe für Fleisch aus allen Alternativverfahren öffnen.

Einwänden der Schlachtunternehmen, Schweinefleisch von geimpften Tieren nicht exportieren zu können, trat der Geschäftsbereichsleiter Schweine und Geflügel des Tierarzneimittelherstellers Zoetis, Andreas Kracke, entgegen. Das Mittel Improvac werde auch in Brasilien, den USA, Kanada und Australien eingesetzt und es gebe von dort Ausfuhren nach Asien. Ein recht positives Fazit des Improvac-Einsatzes zog der Bioschweinemäster Reinhard Brunner. Um seinen Abnehmern große Sicherheit beim unerwünschten Ebergeruch zu bieten, impfe er bei seinen rassebedingt langsamer wachsenden Schweinen drei Mal. Für Tierhalter Georg Freisfeld aus Ascheberg ist die Anwendung des Mittels Improvac „in Stall und Handlung“ akzeptabel. Kritisch sieht er allerdings, dass durch die Ebermast den Schlachthöfen Tür und Tor geöffnet worden sei, um möglicherweise eine Preisdifferenzierung zwischen männlichen und weiblichen Schlachttieren einzuführen. AgE