FLI-Wissenschaftler stehen hinter Immunokastration

Für unbegründet hält das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) die Einwände gegen die Immunokastration. „Aus Sicht des wissenschaftlichen Tierschutzes stellt dieses Verfahren die mit Abstand beste Alternative zur betäubungslosen Kastration dar“, heißt es in einem Beitrag von Institutspräsident Prof. Thomas Mettenleiter sowie den FLI-Wissenschaftlern Prof. Lars Schrader, Dr. Inga Schwarzlose und Dr. E. Tobias Krause. Nach deren Einschätzung sind mögliche Gründe für eine Ablehnung von geimpften Tieren im Markt wissenschaftlich nicht haltbar. Der Impfstoff sei im Hinblick auf die Lebensmittelsicherheit unbedenklich. Beim Fleisch geimpfter Tiere handele es sich auch nicht um „Hormonfleisch“. Zwar werde mit der Impfung gegen Ebergeruch in den Hormonhaushalt der Tiere eingegriffen; dies passiere jedoch bei jeglicher Form der Kastration, so die Wissenschaftler. Unter Kostengesichtspunkten weise die Immunokastration Vorteile gegenüber anderen Alternativen auf, weil geimpfte Tiere eine bessere Zunahme und Futterverwertung zeigten als chirurgisch kastrierte Tiere.

Den Wissenschaftlern zufolge wird derzeit das viel zitierte „Skandal-Potential“ von Fleisch geimpfter Schweine überwiegend aus der Landwirtschaft und den Schlachtunternehmen in den Vordergrund gestellt. „Angesichts der Vorteile dieses Verfahrens aus tierschutzfachlicher Sicht und angesichts der bei den anderen Alternativen ebenfalls vorhandenen Nachteile ist dies nicht nachzuvollziehen“, betonen die FLI-Experten. Sie sehen nicht nur die Landwirtschaft und Schlachtunternehmen, sondern auch den Lebensmitteleinzelhandel in der Verantwortung, der sich deutlicher als bisher und umfassend zur Abnahme des Fleisches von immunokastrierten Tieren verpflichten sollte. Die Politik habe die Aufgabe, die Aufklärung der Verbraucherinnen und Verbraucher nachhaltig zu unterstützen. „Ohne den Willen und Mut aller Beteiligten steht zu befürchten, dass ab Anfang nächsten Jahres der Anteil importierter Ferkel zu Lasten der heimischen Ferkelerzeuger noch weiter ansteigt“, warnen Mettenleiter und seine Mitarbeiter. AgE