Sauenhalter kritisiert Kastrationspolitik

Schweinehalter Peter Seeger aus dem hessischen Otzberg hat in einem Kommentar für die Agrarzeitung die Hängepartie rund um die Kastration angeprangert. Er erinnert an die vollmundigen Versprechen der Schlachter, die vor rund fünf Jahren ankündigten, die Jungebermast durch die Entwicklung einer automatischen Stinker-Erkennung am Schlachtband salonfähig zu machen. Dieses Ziel wurde klar verfehlt. Die Technik steht bis heute nicht zur Verfügung und der Absatz des Jungeberfleisches hakt an allen Ecken und Enden.

Auch mit der von vielen Tierschützern unterstützten Alternative der Eberimpfung rechnet Seeger ab. Denn einerseits zeigen Umfragen, dass die Verbraucher eine solche Behandlung der Tiere nicht akzeptieren. Andererseits wären die damit verbundenen Arbeits- und Medikamentenkosten vom Mäster zu tragen. Beim Kauf bereits kastrierter Importferkel fallen diese Mehrkosten nicht an, und der Mäster wird sich für letztere Variante entscheiden.

Bei der Vollnarkose durch Isofluran oder andere Betäubungsmitteln gibt der erfahrene Sauenhalter zu bedenken, dass diese in Deutschland immer von einem Tierarzt durchzuführen ist. Das Betäubungsmittelgesetz sieht hier auch keine Ausnahmen vor, die eine Anwendung durch den Landwirt möglich machen würden. Abgesehen davon, dass die ständige Inanspruchnahme eines Tierarztes für kleine Betriebe eine hohe finanzielle Belastung darstellt, wird es schon schwierig genug, überhaupt genügend Veterinärmediziner für den flächendeckenden Einsatz zu finden. Darin sieht Seeger auch die Gefahr, dass aus Zeitmangel die fachliche Beratung der Landwirte und die Bestandsbetreuung auf der Strecke bleibt.

Seiner Einschätzung nach bleibt abzuwarten, wie sich vor allem die Politik in den verbleibenden 20 Wochen zum vierten Weg, also die Lokalbetäubung durch den Landwirt, und einer möglichen Fristaufschiebung stellen wird. Zumal die Politiker offenkundig wohl ein Problem damit haben, sich klar hinter die deutschen Tierhalter zu stellen, so der Hesse.

Hier finden Sie das Originalkommentar in der Agrarzeitung…