Veredlungstag: Frust und große Herausforderungen

Die Tierhalter in Deutschland sind offen für Veränderungen und Weiterentwicklungen, erwarten dabei aber Planbarkeit und eine verlässliche Finanzierung für ihre Tierwohlmaßnahmen. Das ist auf dem Veredlungstag des Deutschen Bauernverbandes (DBV) am vergangenen Donnerstag in Coesfeld mehr als sichtbar geworden. DBV-Vizepräsident Werner Schwarz machte auf der Veranstaltung deutlich, dass sich die Landwirte bereits jetzt intensiv über Veränderungen Gedanken machten und auch handelten. Doch fehlten von der Politik verbindliche Ziele und eine Umsetzungsstrategie für eine gesellschaftlich akzeptierte Tierhaltung. Stattdessen würden mit Auflagen und Vorschriften immer „neue Baustellen aufgemacht“, was für „Frust“ und Betriebsaufgaben bei den Erzeugern sorge, monierte Schwarz. Deswegen werde eine verbindliche nationale Nutztierhaltungsstrategie im Sinne eines Gesellschaftsvertrages als Rahmen und Leitlinie für die Entwicklung des zukünftigen Weges der Tierhaltung in Deutschland immer wichtiger. Auch der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), Johannes Röring, verwies auf die Notwendigkeit eines Gesellschaftsvertrages. Nur im Zusammenwirken von allen politischen Parteien, Tier- und Umweltschutzverbänden, der Wissenschaft und den Tierhaltern seien dauerhafte tragfähige Lösungen möglich. Dazu müsse nun eine Strategie entwickelt werden, wo man hinwolle und wie dies dauerhaft finanziert werden könne. Der Präsident des Thünen-Instituts (TI), Prof. Folkhard Isermeyer, stellte klar, dass ein ernsthafter Umbau der Tierhaltung Milliarden Euro kosten werde. Wie auch in seinem kürzlich veröffentlichten Papier zur langfristigen Ausrichtung der Nutztierstrategie plädierte er deshalb für eine flächendeckende staatliche Tierwohlprämie, die sich aus Mitteln einer Mehrwertsteuererhöhung für Milch und Fleisch speisen sollte. Diese Prämie könnte die Kostendifferenz zwischen dem gesetzlichen Standard und einem angestrebten Zielstandard ausgleichen und biete mehr Planbarkeit für Investoren als unsicherere Einnahmen über Labels, so der Wissenschaftler. AgE