Kommentar

Wir brauchen ehrliche Antworten!

Der Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration, das Kastenstandurteil, der Druck der EU beim Kupierverzicht und die neue Düngeverordnung: Für die Schweinehalter kommt es knüppeldick. Ställe müssen teuer umgerüstet werden und die laufenden Kosten werden steigen. Auch wenn die Branche die Themen der Gesellschaft annehmen möchte, ist jetzt schon klar, dass nicht jeder Betrieb dies stemmen kann.

Wenn wir auf Wettbewerbsnachteile hinweisen, machbare Ziele einfordern und die Konsequenzen für die regionale Produktion aufzeigen, ernten wir von Politik und Gesellschaft nur Unverständnis. Dabei wollen wir die Anpassungen nicht blockieren, sondern lediglich Strukturbrüche verhindern. Mit den momentan guten Preisen für Schweinefleisch und Ferkel können einige Löcher der letzten Jahre gestopft, jedoch keine großen Investitionen getätigt werden. Meist werfen genau die Höfe das Handtuch, die die Politik an­­geblich gerne erhalten möchte: ­Familienbetriebe mit flächengebundener Tierhaltung.

Das kürzlich vom Bundeskabinett beschlossene Agrarumwelt­paket sorgt jetzt für noch mehr Unverständnis und Resignation, was sich mit der Aktion der „Grünen Kreuze“ und dem stillen Protest ausdrückt. Das Paket wirft sogar die Frage auf, welche Partei überhaupt noch die Interessen der Landwirte vertritt. Wenn eine nachhaltige Nutztierhaltung in Deutschland gewollt ist, dann brauchen wir so schnell wie möglich eine mittelfristige Nutztierstrategie. Sie würde den Tierhaltern Planungssicherheit und dem Verbraucher die Gewissheit geben, dass mehr für das Tierwohl getan wird.

Die Branche fürchtet nicht den Markt und hat gezeigt, dass sie innovationsfreudig ist. Dank der Initiative Tierwohl (ITW) beteiligen sich zahlreiche Landwirte an Maßnahmen zu mehr Tierwohl. Dieses Modell funktioniert und findet international Anerkennung. Vor allem erhöht die ITW den Investitionsspielraum für schweinehaltende Betriebe. Und das ganz ohne staatliche Mittel. Eine An­hebung des Steuersatzes auf Fleischprodukte ist nur dann eine Alternative, wenn das Geld nachhaltig bei den Schweinehaltern ankommt.

Wir Landwirte brauchen endlich ehrliche Antworten von ­Politik und Gesellschaft. Sonst schließt sich unaufhaltsam eine Hoftür nach der anderen…