WLV: Demonstrieren für die Fristverlängerung!

Kastration, Kastenstand, Kupierverzicht und die aktuelle ASP-Situation waren die brennenden Themen, die der WLV-Veredlungsausschuss des Kreisverbandes Steinfurt auf seiner offenen Infoveranstaltung gestern in Rheine angepackt hat. Vor über 100 zumeist Ferkelerzeugern eröffnete der Veredlungsausschuss-Vorsitzende Carsten Spieker die Veranstaltung mit einem klaren Appell an die Politik. „Unterm Strich weisen alle Alternativen zur betäubungslosen Kastration Stärken aber auch Schwächen auf. Wir brauchen zunächst eine Fristverlängerung über den 1.01.2019 hinaus und die lokale Betäubung durch den Landwirt als weitere Handlungsoption“, so Spieker. Um das noch einmal mit Nachdruck an die politischen Vertreter heranzutragen rief er dazu auf sich am 27.09.2018 an einer Demonstration in Bad Sassendorf zu beteiligen. Dort findet zu diesem Zeitpunkt die Agrarministerkonferenz statt. Weitere Informationen dazu können beim WLV erfragt werden.

Ähnlich wie Spieker ordnet auch der stellvertretende WLV-Geschäftsführer Dr. Bernhard Schlindwein die Situation bei der Kastration ein. Erste Praxiserfahrungen und aktuell noch laufende Versuche lassen die Kastration unter Lokalbetäubung als vielversprechende, wenn auch noch entwicklungsbedürftige Alternative erscheinen. Da seiner Einschätzung nach bei den bereits vorhandenen Lösungsansätzen wie der Betäubung mit dem Narkosegas Isofluran noch etliche Fragen offen sind, hält auch er eine Fristverlängerung für unumgänglich.

Beim Thema Kastenstand haben die WLV-Vertreter noch einmal betont, dass es bei der Neuregelung des Deckzentrums nur noch wenig Verhandlungsspielraum gibt. Hier wird das BMEL-Eckpunktepapier wohl die Richtung vorgeben. Bei den Übergangsfristen setzt man sich aber mit Nachdruck für praxisgerechte Zeitspannen ein. Bezüglich der ebenfalls in der Diskussion stehenden Neugestaltung des Abferkelstalles bewegt man sich auf einer Linie mit dem Deutschen Bauernverband. Die freie Abferkelung wird abgelehnt und Bewegungsbuchten sollen nur für Neubauten zur Pflicht werden.

Zum Kupierverzicht hat auch der WLV in den vergangenen Jahren viele Projekte gestartet und begleitet, teils aber mit sehr ernüchternden Ergebnissen. Da dieses Thema jetzt auf europäischer Ebene an Fahrt aufnimmt, hat Kreisveterinär Dr. Christoph Brundiers die Anwesenden dazu aufgerufen im kleinen Stil eigene Versuche zu fahren.

Der Ausbruch der ASP in Belgien hat nach Aussage von Dr. Schlindwein noch einmal deutlich gemacht, wie schnell es auch in Deutschland zum Ernstfall kommen könnte. Ähnlich wie Brundiers bezeichnete er das Krisenmanagement in Tschechien als vorbildhaft, wo schnell und konsequent gehandelt wurde. Dort ist die Seuche scheinbar erfolgreich eingegrenzt worden und das Land hat bereits seit mehreren Monaten keine neuen Fälle mehr gemeldet. Um ähnlich gut vorbereitet zu sein, arbeitet der WLV zusammen mit den Kreisveterinären und den Experten auf Landesebene an dem Aufbau einer Wildseuchenvorsorgegesellschaft. Diese soll im Seuchenfall unter anderem das Personal und Material für das Einzäunen von Waldgebieten usw. stellen.