Asiens Mittelklasse bestimmt das Wachstum

Wie werden sich die Märkte für Schweinefleisch entwickeln und welche Schweine lassen sich weltweit absetzenKönnen wir auf diesen Märkten bestehenDiese Themen standen im Mittelpunkt des Ende Oktober im dänischen Herning abgehaltenen Kongresses für Schweineproduktion.

Mit Blick auf die Produktionskosten machte Lindhart B. Nielsen, Vorsitzender der Branchenorganisation Landbrug & Fødevarer, deutlich, dass Schweinehalter in Dänemark, Spanien und den Niederlanden mit Vollkosten von durchschnittlich 1,39 €/kg Schweinefleisch in Europa die Nase vorn haben. Die deutschen Erzeuger liegen im Schnitt 10 Cent/kg darüber. Aber die Schweinehalter in Brasilien, den USA und Kanada kommen mit 1,08 bis 1,10 €/kg aus. Zudem sitzen sie dichter an den lukrativen asiatischen Märkten -; Stichwort Frischfleisch.

Womit können die Europäer also auf diesen Märkten punktenNielsens Rezept lautet, das ganze Schwein besser auszunutzen und auf Hochpreismärkten zu verkaufen. Diese Märkte finden sich nach Meinung der Fachleute vor allem in Asien, wo eine ökonomisch stark wachsende Mittelschicht die Nachfrage nach Schweinefleisch schnell steigen lässt -; viel schneller als die lokale Produktion dem Rechnung tragen kann.

Innerhalb der nächsten 20 Jahre, so die Prognose, wird die asiatische Mittelklasse zwei Drittel der weltweiten Mittelklasse ausmachen (heute 28%). Ein Exportland wie Brasilien habe sicherlich gro?es Potenzial dies auszunutzen, wenn nicht die inländische Nachfrage ebenso schnell steigt wie die Exportnachfrage. Und danach sehe es im Moment aus, sagt Nielsen, zum Glück für die Europäer.

Flexibilität ist allerdings gefragt, wenn man auf internationalen Märkten agiert, wie z.B. das dänische Schlachtunternehmen Danish Crown. Während in Europa die Nachfrage nach speziellen Schweinen, wie Freiland, ökologisch usw. steigt, spielt in China Tierschutz praktisch keine Rolle, berichtet Karsten Dejbjerg, Verkaufsdirektor bei Danish Crown.

Gleichwohl legt man aber Wert auf Produktsicherheit und Qualität. Die absoluten Höchstpreise erzielt das Unternehmen auf diesem Markt nicht, doch die Menge stieg zuletzt auf 160.000 t/Jahr, ein Exportvolumen von rund 95 Mio. €. Und ausländische Ware gelte in China als hochwertig, sagt Dejbjerg. Dazu kommt, dass immer mehr riesige Supermärkte (u.a. Wal-Mart, Carrefour, Tesco) im Reich der Mitte entstehen und damit auch Tiefkühlware verstärkt abgesetzt werden kann.

Insgesamt sei es für die Lebensmittelproduktion aber untergeordnet, dass die Weltbevölkerung wächst, unterstrich Chefökonom Leif Nielsen, Landbrug & Fødevarer, in seinem Vortrag. Erheblichen Einfluss auf die Lebensmittelbalance haben dagegen die Demografie, also eine höhere Lebenserwartung, und auch die weltweit wachsende Urbanisierung.
(Katrin Sanderink)