Corona: Kein Abstand in Sammelunterkünften

Die Corona-Fälle in Schlachtbetrieben mehren sich. Es gibt Kritik an den Unterkünften der Mitarbeiter.

Über 195 Corona-Fälle in einem Schlachtbetrieb in Coesfeld. Dutzende Infizierte in einer Schlachterei in Oer-Erkenschwick. Bundesweit soll es über 600 Fälle in Schlachthöfen geben. Die Fleischindustrie entwickelt sich zu neuen "Corona-Hotspots".
Auch wenn noch Hunderte von Test laufen, deutet sich jetzt schon an, warum es so viele Fälle in der Fleischindustrie gibt. Viele Mitarbeiter stammen aus Osteuropa. In Deutschland wohnen sie oftmals in Sammelunterkünften mit gemeinsamer Küche und sanitären Anlagen. In Kleinbussen werden sie dann zum Schlachthof und wieder zurück gefahren. Abstand halten ist sehr schwierig umzusetzen. Ist einer der Arbeiter mit dem Coronavirus infiziert, kann sich das schnell auf andere übertragen.
Die Gewerkschaften fordern schärfere Kontrollen. Die Fleischbranche falle seit Jahren immer wieder mit miserablen Arbeitsbedingungen auf, heißt es beim DGB. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten kritisiert einen "ruinösen Preiskampf beim Fleisch". Mitarbeiter würden über Werkverträge mit oft dubiosen Subunternehmen beschäftigt und dann ausgenutzt.
Doch die Fleischbranche wehrt sich gegen Pauschalisierungen. Deutschlands größter Fleischverarbeiter, die Firma Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück, warnt davor, die ganze Branche unter "Generalverdacht" zu stellen. Trotz erheblicher Sicherheitsmaßnahmen bleibe ein Restrisiko.