Corona-Krise: US-Farmer müssen Schweine einschläfern

In den USA haben mehrere große Schlachtbetriebe schließen müssen. Die Mäster können ihre Tiere nicht abliefern und es müssen teils schon Schlachtpartien eingeschläfert werden.

In den Vereinigten Staaten wächst die Sorge vor Versorgungsengpässen mit Fleisch. Grund ist, dass immer mehr Schlacht- und Fleischverarbeitungsbetriebe ihre Produktion wegen Corona-Infektionen ihrer Mitarbeiter oder Quarantänemaßnahmen einstellen müssen. Die drei größten Schlachtbetriebe für Schweine in den USA, betrieben von den Unternehmen Smithfield Foods, JBS und Tyson Foods, arbeiten nicht mehr. Dort werden rund 15 % der Schweine in den USA geschlachtet. Zudem mussten weitere kleinere und mittlere Unternehmen die Türen schließen. Nach Angaben der Gewerkschaft für Arbeiter in der Ernährungswirtschaft (UFCW) haben in den vergangenen Wochen mindestens 13 Fleischunternehmen die Produktion eingestellt, was die Schlachtkapazitäten bei Schweinen um 25 % verringert hat. Mehrere tausend Arbeiter in den Fleischfabriken seien positiv auf das Virus getestet worden, 19 seien gestorben. Am vergangenen Dienstag reagierte US-Präsident Donald Trump auf die Warnung der Branche vor Produktionsausfällen und erklärte die Fleischverarbeitungsbetriebe zur „kritischen Infrastruktur“. Er unterzeichnete eine Durchführungsverordnung im Rahmen des „Defense Production Act“, mit der sichergestellt werden solle, dass alle geeigneten Maßnahmen ergriffen werden, damit Fleisch- und Geflügelverarbeiter „den Betrieb fortsetzen" können, was im Einklang mit den Richtlinien des Bundes für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz geschehen soll.

Große Probleme haben auch die Tierhalter in den USA, die ihre schlachtreifen Tiere nicht mehr loswerden und zu Beginn der Corona-Krise einen massiven Preisverfall erlebten. Der Nationale Verband der Schweinehalter (NPPC) verlangte aufgrund der Notlage mehr staatliche Hilfen und wies darauf hin, dass die Erzeuger bereits 2019 wegen der Handelsstreitigkeiten Einbußen erlitten hätten. Bis Jahresende müssten die Schweineproduzenten voraussichtlich mit weiteren Einbußen von umgerechnet 4,6 Mrd € rechnen, und Betriebe drohten bankrott zu gehen. Gegenwärtig würden die Erzeuger rund 37 € Verlust je Schlachtschwein machen, doch dass noch viel größere Problem sei, dass zuletzt rund 700 000 Schweine in der Woche wegen der Betriebsschließungen der Verarbeiter nicht vermarktet werden könnten. Dem NPPC zufolge mussten Erzeuger wegen des Rückstaus von Schweinen aus Tierschutzgründen bereits Tiere einschläfern. Dafür müsse es Entschädigungen geben, aber auch einen rechtlichen Schutz für die betroffenen Farmer, denn es habe bereits Versuche von Aktivisten gegeben, sie für diese Maßnahmen rechtlich zu belangen. AgE