EU-Kommission erwartet stark steigenden Schweinefleischexport

Die Fleischexporte der Europäischen Union sollen in diesem und im nächsten Jahr überdurchschnittlich stark wachsen und dabei neue Rekordhöhen erklimmen. Das erwartet zumindest die EU-Kommission in ihrer kürzlich veröffentlichten Prognose „Short-Term Outlook“. Demnach sollen die Mitgliedstaaten in diesem Jahr insgesamt 4,83 Mio. t Fleisch in Drittländern absetzen; das wären 283 000 t oder 6,2 % mehr als 2018.

Begründet wird der prognostizierte Anstieg der Fleischexporte neben der wachsenden internationalen Nachfrage vor allem damit, dass die steigende EU-Fleischerzeugung nur auf einen stagnierenden Verbrauch in der Gemeinschaft trifft. Die Analysten aus Brüssel rechnen bis 2020 mit einem stabilen Pro-Kopf-Verbrauch von durchschnittlich 70 kg je EU-Bürger, wobei geringere Verzehrsmengen von Rind- und Schweinefleisch durch einen höheren Konsum von Geflügelfleisch ausgeglichen werden sollen. Nach Einschätzung der Kommission wird es bei fast allen Fleischarten zu Exportsteigerungen kommen. Am stärksten dürfte dies bei Schweinefleisch der Fall sein, wobei die betreffenden Drittlandsausfuhren 2019 im Vorjahresvergleich um 9 % auf 2,92 Mio. t und 2020 um weitere 5,0 % auf die neue Rekordmarke von 3,07 Mio. t zunehmen sollen.

Den deutlichen Anstieg der EU-Schweinefleischexporte erklärt die Kommission vor allem mit der starken Nachfrage aus Asien und insbesondere aus China. Infolge der Afrikanischen Schweinepest (ASP) sind in der Volksrepublik die Schweinebestände stark rückläufig, und internationale Analysten gehen für 2019 von einem Einbruch der chinesischen Schweinefleischerzeugung zwischen 10 % und 35 % aus, was einen erheblichen Einfuhrbedarf zur Folge hat. Hinzu kommt, dass in der EU der Marktüberschuss bei einem rückläufigen Schweinefleischverbrauch zunehmen wird und so Exportmengen frei werden. Die Kommission geht davon aus, dass der mittlere Pro-Kopf-Verbrauch bis 2020 um rund 600 g auf 32,0 kg sinken wird, wozu auch steigende Verbraucherpreise nach der jüngsten Hausse am Schlachtschweinemarkt beitragen dürften. Gleichzeitig wird die Bruttoeigenerzeugung von Schweinefleisch in der EU im laufenden Jahr mit 24,14 Mio. t stabil gesehen; 2020 soll es nur einen Zuwachs von 0,5 % geben. Der im Dezember 2018 gegenüber der Vorjahreserhebung festgestellte Rückgang des Gesamtbestandes von 1,2 % sowie die um 2,9 % geringere Zahl an Zuchtsauen dürfte den Experten aus Brüssel zufolge durch Produktivitätszuwächse ausgeglichen werden und somit die Erzeugung recht konstant halten. Bei der angenommenen Verbrauchsabschwächung würde der Marktüberschuss von 2018 bis 2020 um rund 390 000 t auf 3,07 Mio. t zunehmen und den Selbstversorgungsgrad auf 114 % steigen lassen. Damit wäre dieser so hoch wie bei keiner anderen Fleischart.