Ferkelkastration: Wie geht es weiter?

Die betäubungslose Ferkelkastration darf wohl nicht über das Jahresende hinaus praktiziert werden. Der Bundesrat hat am Freitag eine Fristverlängerung abgelehnt. Wie es 2019 weitergeht, ist unklar. Viele Schweinebauern, die ohnehin um die Existenz kämpfen, könnten jetzt kurzfristig aufgeben.

"Die Entscheidung ist ein Tiefschlag für unsere Bauern. Sie macht uns fassungslos und wütend", erklärt Johannes Röring, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV). Dabei gehe es den Bauern nicht um das Festhalten an der betäubungslosen Kastration – sondern um eine fehlende praktikable Alternative. Dies könnte eine örtliche Betäubung sein, die der Landwirt selbst mit einer Spritze vornimmt. Doch dieser sogenannte vierte Weg, der in anderen Ländern der EU erlaubt ist und bereits erfolgreich eingesetzt wird, bekommt in Deutschland keine Chance. Röring fordert, wie auch Teile der Unionsfraktion, jetzt den Aufschub durch einen Antrag im Bundestag.

Auch Hubertus Beringmeier ist ein Befürworter des vierten Weges. "Das ist wie eine Lokalanästhesie beim Zahnarzt und die Mittel sind in Deutschland sogar für Kaiserschnitte bei Kühen zugelassen," erklärt der Vorsitzende des WLV-Veredlungsausschusses im Westfalen-Blatt. Selbst wenn die Lokalbetäubung gewollt wäre, müsste der Weg dahin erst gesetzlich freigemacht werden – was Monate dauert. So bleiben den Ferkelerzeugern vom 1. Januar an nur drei Optionen: Erstens der Verzicht auf die Eberkastration mit dem Problem, dass die Tiere als aggressiver gelten und wegen des Geruchs im Schlachthof einzelne aussortiert werden müssten. Zweitens die Kastration per Impfung, deren Kosten am Markt als nicht durchsetzbar gelten. Der LEH und die Schlachthöfe haben dieser Anternative zudem eine Absage erteilt. Und drittens die Kastration unter Betäubung durch den Tierarzt, was wiederum mit hohen Kosten verbunden ist und wofür es gar nicht genügend Tierärzte gibt.

Beringmeier schließt daher nicht aus, dass Ferkelerzeuger nach dem Jahreswechsel in Form zivilen Ungehorsams den vierten Weg gehen und darauf setzen, dass dies von den Behörden geduldet wird. "Viele Betriebe werden sonst aufgeben. Die Ferkel kommen dann aus Dänemark oder den Niederlanden", befürchtet Beringmeier. Seine letzte Hoffnung auf eine politische Lösung ruht auf dem Treffen der Agrarminister am Donnerstag.