Kennzeichnung: Fleisch ist kein Ei!

Tierschützer und Politiker fordern wiederholt eine Haltungskennzeichnung von Fleisch ähnlich wie beim Ei. Hierzu machte Dr. Heike Harstick, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes der Fleischwirtschaft (VDF) deutlich, dass die beiden Lebensmittel nicht miteinander vergleichbar sind. Denn Schweine sind im Gegensatz zum Ei kein verzehrsfertiges Produkt. Vielmehr liegt zwischen landwirtschaftlichem Betrieb und dem Verbraucher ein aufwendiger Verarbeitungs- und Logistikprozess. „Kein Verbraucher will ein ganzes oder halbes Schwein auf dem Teller, sondern ein portioniertes Teilstück oder leckeres Fleischerzeugnis“, betonte Dr. Harstick im Interview mit Agrar-Europe. Es ist daher noch lange nicht möglich, jedes Schnitzel und jede Wurst zu kennzeichnen.
Auch in puncto Tierschutz in Deutschland findet die Verbandsvertreterin klare Worte.So befürchtet die deutsche Fleischindustrie einen weiteren Rückgang der hiesigen Schweinefleischerzeugung. Insbesondere das nationale Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration sei übereilt. Hinzu komme, dass kein anderer EU-Mitgliedstaat ein solches Verbot erlassen habe. „Wenn es vorteilhafter ist, die Ferkel und das Fleisch dort zu beziehen, wo das Verbot nicht gilt, wird das auch passieren“, warnt die Hauptgeschäftsführerin und sagt für diesen Fall einen drastischen Rückgang der heimischen Ferkelerzeugung voraus. Einige Fleischverarbeiter sowie der Lebensmitteleinzelhandel würden künftig laut Harstick einen zusätzlichen Teil ihres Bedarfs vermutlich im europäischen Ausland einkaufen. Dringend müsse mit der lokalen Betäubung ein gangbarer Weg bei der Ferkelkastration ermöglicht werden. Und beim angestrebten Ausstieg aus der Kastenstandhaltung bedürfe es zumutbarer Übergangszeiten und einzelbetrieblicher Fördermaßnahmen. Keine Illusionen macht sich die Verbandsvertreterin zum Bundestagswahlkampf. In dem werde es vermutlich nicht um ehrliche Argumente und realistische Forderungen zum Tierwohl gehen. AgE