Schlachthof-Ranking: Großkonzerne mit bescheidenen Zahlen

Die führenden Schlachtunternehmen in Deutschland hatten im vergangenen Jahr mit einem rückläufigen Schweineschlachtaufkommen zu kämpfen. Wie aus dem aktuellen Schlachthofranking der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) hervorgeht, haben Vion und die Westfleisch deutlich weniger Tiere an den Haken bekommen, während einige mittelständische Unternehmen ihr Produktionsniveau halten oder sogar leicht ausbauen konnten. Branchenprimus Tönnies konnte laut der Erhebung 2018 nur im Ausland wachsen; im Bundesgebiet stagnierten die Schlachtungen auf dem Vorjahresniveau.

Die Top 10 der Branche haben im vergangenen Jahr insgesamt 44,74 Mio. Schweine geschlachtet; das waren 1,11 Mio. oder 2,4 % weniger als im Vorjahr. Im gesamten Bundesgebiet hat das Schlachtaufkommen jedoch mit einem Minus von 3 % auf 56,67 Mio. Schweine noch stärker abgenommen. Der aggregierte Marktanteil der Top-10-Unternehmen nahm deshalb weiter zu, im Vergleich zu 2017 allerdings nur um 0,4 % auf 78,9 %. Die Top-3-Schlachter Tönnies, Vion und Westfleisch brachten es dabei auf einen praktisch unveränderten Anteil von 57,2 %.

Laut ISN spürt auch Tönnies die Grenzen des Wachstums, weshalb aktuell nicht in Schlachthaken, sondern in die Modernisierung von Verarbeitungskapazitäten investiert werde. Im letzten Jahr hat das Unternehmen zwar mit 16,6 Mio. Schweinen nur ungefähr das Vorjahresniveau halten. Im rückläufigen Gesamtmarkt bedeutete das allerdings einen Anstieg des Marktanteils um 0,9 % auf 29,3 %.

Die Nummer zwei am deutschen Schlachtschweinemarkt, die Vion Food Group, musste im vergangenen Jahr einen weiteren Rückgang ihrer Schweineschlachtungen hinnehmen, und zwar um rund 500 000 Tiere oder 5,9 % auf 8 Mio. Stück. Der Marktanteil ging von 14,6 % auf 14,1 % zurück. Damit werde deutlich, wie schwierig das Jahr für Vion gelaufen sei, erläuterte die ISN. Der Preis- und Margendruck auf den wichtigsten Märkten in Asien und Europa sei enorm gewesen, was das niederländische Unternehmen wohl dazu bewogen habe, zurückhaltender im Einkauf zu agieren und immer wieder auch mit Hauspreisen aufzufallen.

Auch bei der Westfleisch wurden 2018 spürbar weniger Schweine verarbeitet. Das Aufkommen ging im Vorjahresvergleich um 5,7 % auf 7,79 Mio. Tiere zurück, wodurch der Marktanteil um 0,4 % auf 13,7 % sank. Nach Angaben der Genossen aus Münster resultierte das Minus aus geringeren Lohnschlachtungen; die eigenen Betriebe hätten 1,6 % mehr Schweine geschlachtet.

Platz vier im ISN-Ranking belegte 2018 erneut Danish Crown in Essen; das Unternehmen schlachtete mit 3,52 Mio. Schweinen rund 100 000 Tiere oder 2,8 % weniger als 2017. Da der Rückgang in etwa dem Bundesmittel glich, blieb der Marktanteil mit 6,2 % unverändert.

Unter den „kleineren“ Schlachtbetrieben konnten laut ISN Simon-Fleisch, Manten und Tummel als einzige der Top 10 bei den Schweineschlachtungen zulegen; das Aufkommen nahm dort zwischen 1,5 % und 3,2 % zu. Bei Müller-Fleisch konnte das Vorjahresniveau von 2,15 Mio. Tieren immerhin gehalten werden, während bei der Böseler Goldschmaus 1,5 % weniger Schweine angeliefert wurden. Der ISN zufolge haben die meisten mittelständischen Schlachter ihre Kosten im Griff und in den vergangenen Jahren positive Renditen erwirtschaftet. Rückläufige Schweinebestände, ein extrem angespannter Arbeitsmarkt mit steigenden Löhnen, die preiswerte Konkurrenz aus dem Ausland und nicht zuletzt die Marktmacht des deutschen Lebensmitteleinzelhandels machten dem Mittelstand jedoch mehr und mehr zu schaffen. AgE