Westfleisch: Vorstand will Vorwürfe ausräumen

Neben dem zufriendenstellenden Jahresabschluss 2019 war auf der Generalversammlung der Westfleisch auch ein China-Geschäft Thema, dass aktuell die Staatsanwaltschaft beschäftigt.

Das Schlachtunternehmen Westfleisch blickt zufrieden auf das vergangene Jahr zurück. „Im Schweinefleischbereich hat das letzte Quartal des vergangenen Jahres mit den ungewöhnlichen Nachfrageschüben aus Asien die deutliche Delle aus dem ersten Halbjahr ausgleichen können“, so der geschäftsführende Finanzvorstand Carsten Schruck auf der gestrigen Generalversammlung in Münster. Im Jahr 2019 hat Westfleisch inklusive der Sauenschlachtung insgesamt rund 7,7 Mio. Schweine an den Haken gebracht. Das ist zwar ein leichtes Minus im Vergleich zum Vorjahr. „Für den Einkauf war das vergangene Geschäftsjahr sehr herausfordernd und ließ ein Wiederholen der gar Übertreffen des Schlachtniveaus von 2018 nicht zu“, ergänzte Sönnichsen, als Vertriebsvorstand für das Geschäft verantwortlich.

Insgesamt konnte Westfleisch 2019 einen Umsatz von knapp 2,8 Mrd. € erzielen, was einer Steigerung von 9,3 % entspricht. Dieses Plus ist angesichts des Rückgangs der Schlachtzahlen auf die insgesamt gestiegene Preissituation zurückzuführen. Daher musste trotz der deutlichen Umsatzsteigerung ein leichter Rückgang des Jahresüberschusses verzeichnet werden – von 11,7 Mio. € auf 10,7 Mio. €. Die ausgeschüttete Dividende bleibt unverändert bei 4,2 %. Darüber hinaus zahlt Westfleisch Sonderboni über alle Tierarten in Höhe von rund 2,4 Mio. € an die Vertragslandwirte aus. Auch der Blick in die Zukunft ist positiv. „Der Start ins neue Jahr ist uns trotz aller Corona-bedingter Sonderbelastungen gut gelungen“, erklärte Schruck. Er betonte, dass der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in den ersten fünf Monaten 2020 deutlich über Plan und Vorjahr liegt.

Neben dem Thema Corona sorgte ein China-Geschäft für lebhafte Diskussionen unter den Mitgliedern. Dieses noch nicht final abgewickelte Geschäft ist in den Fokus der Staatsanwaltschaft geraten. Hier beruht der Anfangsverdacht auf einer Anzeige eines ehemaligen Mitarbeiters, der bereits ein Jahr vor dem betroffenen China-Geschäft Westfleisch in Richtung eines Wettbewerbers verlassen hatte. Steen Sönnichsen zeigte sich zuversichtlich, den formulierten Vorwurf eines Vertragsabschlusses mit einem „extremgünstigen Preis“ kurzfristig ausräumen zu können. In das Geschäft war auch Sönnichsens Bruder als Angestellter eines vermittelnden Unternehmens involviert. Diese Einbindung, dies räumte Sönnichsen in seiner emotionalen Rede ein, habe er falsch bewertet: „Dass ich Westfleisch dadurch in eine äußerst unangenehme Situation gebracht habe, tut mir sehr leid. Dafür möchte ich mich bei allen Mitgliedern und Mitarbeitern sehr herzlich entschuldigen.“ Zudem bat er darum, bei der anstehenden Entlastung für das Geschäftsjahr 2019 explizit das China-Geschäft auszuklammern. „Erst wenn das vollumfänglich abgewickelt ist, möchte ich hierfür entlastet werden.“ Die Mitglieder honorierten diesen Vorschlag und stimmten mit 84 % für diese entsprechende Teilentlastung. Dem übrigen Vorstand und auch dem Aufsichtsrat wurde eine vollumfängliche Entlastung erteilt.