Tierschutzorganisation hält tierschutzwidriges Handeln für systembedingt

Dem Tierschutz zuwiderlaufende Handlungen im landwirtschaftlichen Nutztierbereich sind keine Taten bösartiger Tierquäler, sondern das Ergebnis systembedingter Folgen, was auch vielen Landwirten nicht mehr gefällt. Darauf hat der Geschäftsführer von Provieh - Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung (Provieh - VgtM), Stehpan Johnigk, vergangene Woche im Gespräch mit dem Bauernblatt Schleswig-Holstein hingewiesen. Er betonte, Schweine, Rinder, Hühner und alle anderen Tiere auf den landwirtschaftlichen Betrieben seien keine Produktionsmittel wie Traktor oder Silofolie, sondern Lebewesen. Sie empfänden Leid und Freude wie die Menschen, wenn auch auf ihre höchst arteigene Weise. Und genau diese Eigenartigkeiten und angeborenen Bedürfnisse müssten, so gut es gehe, respektiert und erfüllt werden. Sie hingegen „einer eisigen Doktrin der Ökonomie zu opfern, muss uns als Gesellschaft beschämen“, sagte Johnigk. Provieh verstehe sich als konsequenter Fürsprecher des Viehs.

Mit Blick über die Grenzen stellte Johnigk fest, dass Deutschland keineswegs der Weltmeister im Nutztierschutz sei. Wie in vielen EU-Mitgliedstaaten gebe es auch in Deutschland durchaus Probleme, geltendes Tierschutzrecht wie die Schweinehaltungsrichtlinie konsequent einzuhalten. „Wir müssen uns im weltweiten Vergleich aber auch nicht verstecken und sollten die Fortschritte bei unseren Tierhaltern mit Nachdruck gegen Dumpingpreise aus dem Ausland verteidigen“, betonte der Provieh-Geschäftsführer. Als einen Vorreiter in Sachen Nutztierschutz sieht er die Schweiz. Dort seien keine Verstümmelungen am Nutztier erlaubt, was auch konsequent kontrolliert und eingehalten werde. Auch sei in der Schweiz das freie Abferkeln ohne Fixierung der Sauen üblich, ohne dass mehr Ferkel dabei zu Schaden kämen. In Schweden werde auf das Kürzen des Ferkelschwanzes verzichtet, und die Ställe seien verhaltensgerecht eingestreut. In England seien keine Kastenstände für Sauen mehr üblich, während die Ebermast dort ohne Ebergeruchsdebatten praktiziert werde. Die Nachbarländer, die höhere Standards umgesetzt hätten, machten Deutschland aber zu Recht den Vorwurf, durch Exporte deren Errungenschaften zu gefährden, erklärte Johnigk. Zurzeit beklage die Schweiz ganz massive Probleme, weil die Lebensmittelhandelsketten das Fleisch in Deutschland billiger einkauften. (AgE)