Umbau der Schweinehaltung wirtschaftlich nicht zu stemmen

Vor zu hohen Auflagen warnen die Schweinehalter in Thüringen. Laut Darstellung der Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Thüringen besteht „leider“ kein Spielraum für Investitionen in veränderte Haltungssysteme. Wie der Verband in einer aktuellen Kurzcharakteristik ausführt, ist nach Analysen der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) in der Schweinemast für eine nachhaltige Produktion mindestens eine Bruttomarge von 15 € bis 20 € je Schwein notwendig. Übrig geblieben seien in den vergangenen fünf Jahren aber deutlich weniger als 10 €. Mithin hätten keine ausreichenden Rücklagen für Ersatzinvestitionen getätigt werden können, so die Interessengemeinschaft. Sie weist zudem darauf hin, dass die Schweinehalter für den deutschen und europäischen Markt erzeugten. Davon auszugehen, dass es Spielräume für eine Preisgestaltung gebe, „ist unrealistisch“, stellt der Verband klar. Die Preise würden von der abnehmenden Hand bestimmt. Nach Angaben der Interessengemeinschaft erzeugen aktuell etwa 190 Thüringer Betriebe in 222 Betriebsstätten mit einem Bestand von 719 400 Schweinen knapp 73 % des im Land verzehrten Schweinefleischs. Dabei sei die Haltungsform 1 - Stallhaltung - im Rahmen des Systems der QS Qualität und Sicherheit GmbH mit drei Viertel der landesweit gehaltenen Schweine der Standard. Jedem Mastschwein stehe dabei eine nutzbare Fläche von 0,75 m² zur Verfügung. Die als Stallhaltung Plus bezeichnete Haltungsform 2, bei der den Tieren 10 % mehr Platz angeboten werde, finde sich bei 44 Betrieben. Die Haltungsform 3 - Außenklima - sei in Thüringen nur selten anzutreffen, während die Haltungsform 4, die den Kriterien des Ökolandbaus entspreche, von 39 Betrieben mit etwa 1 % des Schweinebestandes in dem Bundesland praktiziert werde.

Der Verband verweist auch auf Zielkonflikte des Tierschutzes mit dem Umweltschutz. Er gibt in diesem Zusammenhang als Beispiel zu bedenken, dass die Ammoniakemissionen, die potentiell für die Schädigung und Eutrophierung von Ökosystemen im Fokus stünden, bei einstreulosen Haltungsverfahren bei gleicher tierischer Leistung deutlich geringer als bei Haltung auf Stroh seien. Die Ammoniakemissionen müssten aber bis 2030 gegenüber 2005 um 29 % reduziert werden. Etwa 17 % des in der Landwirtschaft entstehenden Ammoniaks stamme aus der Schweinehaltung. Insofern bestehe ein deutlicher Konflikt zwischen den aus Tierwohl angestrebten Haltungsverfahren und der Umweltwirkung, stellt die Interessengemeinschaft fest. Sie fordert in der Konsequenz, dass die Politik nicht länger Veränderungen in der Landwirtschaft beschließen dürfe, ohne die Fakten zu kennen. Veränderungen in der Schweinehaltung müssten sachorientiert sowie planungs- und rechtssicher angeschoben werden. Die Interessengemeinschaft betont, dass sie sich gerne den Fragen und Diskussionen mit Verbrauchern, Medien, Politik und Verbänden stelle, „aber wir müssen uns erfundene Vorwürfe und schon gar nicht nächtliche Stalleinbrüche von Aktivisten einfach gefallen lassen“. AgE