Falsches Licht erhöht Schwanzbeiß-Risiko

Intensive Sonneneinstrahlung soll das Auftreten von Schwanzbeißen provozieren. Denn natürliches und künstliches Licht führen zu mehr Aktivität, woraus sich unter Umständen dieses unerwünschte Verhalten entwickelt.
Insbesondere in Buchten, die in Fensternähe liegen, soll das Risiko hoch sein. Hier wurden in einem Praxisversuch am Lehr- und Versuchsgut Köllitsch mit knapp 170 Lux etwa doppelt so intensive Lichtverhältnisse und ein signifikant höheres Lichtangebot gemessen, wie in allen anderen Buchten.
Dass die betroffenen Tiere eher zum Schwanzbeißen neigen, konnte jedoch nicht belegt werden. So stammten von den insgesamt erfassten 673 Tätertieren rund 18 % aus Buchten in Fensternähe. In anderen Buchten wurden durchschnittlich 27 % der Tätertiere identifiziert, wobei mit 29 % die meisten den Buchten in der Abteilmitte zu zuordnen waren.
Als ein möglicher Grund dafür wurde die Stärke des künstlichen Lichtes in diesem Bereich aufgeführt.   
Um in den Versuchsställen das gesetzlich vorgeschriebene Notlicht umzusetzen, blieben im Wechsel einzelne Lampen auch nachts an. In diesen Buchten wurden 8,4 % mehr Tätertiere lokalisiert. Es wird vermutet, dass die nicht angepasste Beleuchtung den Tag-Nacht-Rhythmus der Tiere störte und damit Schwanzbeißen auslöste.
Für die Praxis lassen sich folgende Handlungsempfehlungen ableiten:

  • Natürliches und künstliches aufeinander abstimmen und im Abteil so anordnen, dass in jeder Bucht sowohl helle als auch dunkle Bereiche geschaffen werden.
  • Bei großen Abteiltiefen ist eine einseitige Anordnung von Fensterfläche grundsätzlich ungünstig.
  • Um einen gleichmäßigen Lichteinfall zu erreichen, könnten auch Dachflächen für den Fenstereinbau genutzt werden. Hier ist aber unbedingt eine Möglichkeit zur Abdunkelung (bsp. Jalousien) vorzusehen.
  • Durch eine möglichst hohe Positionierung der Fensterflächen in den Außenwänden kann über einen verlängerten Dachüberstand direkte Sonneneinstrahlung vermieden werden.
  • Der gleiche Effekt ist mit einer Anpflanzung von Bäumen und Büschen vor den Fenster zu erreichen.
  • Um den Tag-Nacht-Rhythmus der Tiere nicht zu stören, sollte die Notbeleuchtung durch den Betrieb energiesparender LED-Leuchten realisiert werden.
Weitere interessante Ausführungen zum Thema Stallbau und Schwanzbeißen können Sie in dem von Eckhard Meyer und Katja Menzer geschriebenen Fachbeitrag „Schweinehaltung und Kupierverzicht: Wie sieht der Stall der Zukunft aus?“ nachlesen.